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Unerwünscht in Nagasaki
Julian Daum über den Gedenk-Ausschluss Israels
Shiro Suzuki muss ein mutiger Bürgermeister sein: Die angespannte Weltlage, die gute diplomatische Beziehungen wieder verstärkt von starrem Blockdenken abhängig macht, verlangt jedenfalls einiges an Belastbarkeit, wenn man sich wie Suzuki dafür entscheidet, Israel nicht zur Gedenkfeier in Nagasaki einzuladen. Der israelische Botschafter musste der diesjährigen Feier für die Opfer der US-Atombombe fernbleiben, die im August 1945 Zehntausende Menschen tötete.
Die Entscheidung wurde mit Sicherheitsbedenken begründet. Trotzdem sagten darauf die Botschafter*innen westlicher Staaten ihre Teilnahme ab, etwa die USA, Deutschland und Großbritannien. Ihre Kritik: Die Stadt stelle Israel auf eine Stufe mit dem wegen der Ukraine-Aggression ausgeschlossenen Russland. Durch den Ausschluss sei die Veranstaltung außerdem politisiert worden, so US-Botschafter Rahm Emanuel.
Natürlich ist diese Veranstaltung politisch, prägt der Grund ihres Abhaltens doch die Beziehungen zwischen USA und Japan bis heute. Auch die Solidarisierung mit den in diesem Jahr Unerwünschten ist eine politische Entscheidung, als dessen beste Freunde sich die USA sehen.
Wie die Stadt mit ihrer Trauer umgeht, kann freilich nicht Sache des Landes sein, das für die Atombombenabwürfe verantwortlich ist. Andererseits stellt sich die Kritik der absagenden Länder so dar, als würden das Gedenken nur mit Israel funktionieren. Ein Land, dessen Kulturerbeminister Amichai Elijahu erst im November noch einen Atomschlag in Gaza gefordert hatte.
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