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Friedensfest in Berlin: Ein lachender Lenin weist den Weg

Die DKP feierte in Berlin ein Friedensfest, das an die Tradition von Pressefesten der Zeitung »Unsere Zeit« anknüpfte

Am Rande des Festes fordert die DKP mehr Kita-Plätze statt weiterer Ausgaben für die Rüstung.
Am Rande des Festes fordert die DKP mehr Kita-Plätze statt weiterer Ausgaben für die Rüstung.

Für drei Tage gehörte der Franz-Mehring-Platz in Berlin-Friedrichshain den Kommunist*innen. Rote Fahne mit Hammer und Sichel sowie mit Friedenstaube wehten über den Platz. Ein freundlich lächelnder Lenin aus Pappe wies den Besucher*innen den Weg. Die DKP-Zeitung »Unsere Zeit« (UZ) hatte gemeinsam mit der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SdAJ) am Wochenende zu ihren Friedenstagen nach Berlin eingeladen.

Schon am Freitagabend hatten sich Genoss*innen aus dem gesamten Bundesgebiet vor dem Redaktionsgebäude des »nd« eingefunden. Das Friedensfest steht in der Tradition der UZ-Pressefeste im Ruhrgebiet, die bis Ende der 1980er-Jahre zehntausende Menschen angelockt hatten. Bei freiem Eintritt spielten dort bekannte Musikbands, und es gab verschiedene Diskussionsveranstaltungen. Doch die Partei schrumpfte stark. Die Pressefeste wurden kleiner und fanden in größeren Abständen statt, das letzte Mal im Jahr 2018.

Das für 2020 geplante 21. UZ-Pressefest wurde wegen der Corona-Pandemie auf Herbst 2022 verschoben und fand dann im neuen Format auf dem Berliner Rosa-Luxemburg-Platz statt. »Die Plätze, die wir für unser 22. Pressefest im Auge hatten und zu denen es auch erste Absprachen gab, wurden uns aus politischen Gründen verweigert«, begründete die »UZ«-Chefredakteurin Wera Richter den Ortswechsel. Aber der Hauptgrund für das neue abgespeckte Format dürfte darin liegen, dass die finanziellen und organisatorischen Kräfte von »UZ«, DKP und SdAJ geschwunden sind. Denn auch mehr als 30 Jahre nach dem Ende des Realsozialismus sind die innerparteilichen Auseinandersetzungen nicht beendet. Das zeigte sich in der Gründung der Kommunistischen Organisation durch ehemalige Mitglieder von DKP und SdAJ.

Auf der Hauptbühne wurde ein vielfältiges Programm mit Konzerten und Redebeiträgen geboten.
Auf der Hauptbühne wurde ein vielfältiges Programm mit Konzerten und Redebeiträgen geboten.

Doch die internen Auseinandersetzungen spielten auf den diesjährigen UZ-Friedenstagen kaum eine Rolle. »Es ist schön, dass sich die Genossen aus der ganzen Republik treffen, austauschen und zusammen feiern. Streiten wollen wir uns da nicht«, sagte Kerstin aus Frankfurt am Main, die schon in den 1980er Jahren regelmäßig zu den UZ-Pressefesten gefahren war. Dass die Friedenstage im kleineren Format stattfinden, sieht sie positiv. »Jetzt ist der Kreis überschaubarer geworden. Da gibt es gute Möglichkeiten, sich kennenzulernen und auch besser zu diskutieren.«

Mark aus Trier ist mit einer klaren Zielstellung zu den Friedenstagen gekommen. »Ich will mich mit Studierenden treffen, die sich für den Erhalt der Zivilklausel an den Universitäten einsetzen«, sagt er. Den Kampf gegen die Militärforschung an den Universitäten widmete sich eines von zahlreichen Seminaren auf den Friedenstagen. In anderen ging es um die Verteidigung des Streikrechts, den Antifaschismus im Klassenzimmer oder die Rolle der Gewerkschaften beim Kampf um den Frieden.

Schon am Freitagabend stelle der Publizist Jörg Kronauer sein neues Buch »Eine Welt ohne Hegemon« vor, das in der Reihe Konkret-Texte erschienen ist. Kronauer geht auf den Aufstieg von China, Indien und etwas überraschend auch der Türkei genauer ein. Dabei betont er, dass sich für die Lohnabhängigen in diesen Ländern dadurch nichts zum Besseren wendet.

In einem Seminar, in dem ein Mitglied der Kommunistischen Partei von Belarus die Lukaschenko-Regierung als auf dem Weg zum Sozialismus bezeichnete, regte sich Protest im Publikum. Eine Gruppe von Zuhörer*innen verwies auf die Verfolgung von Oppositionellen im Land.

Auf den Foren und auch bei den künstlerischen Darbietungen ging es vor allem um weltpolitische Themen. Auffallend war, dass die Verschiebungen im linken Parteienspektrum durch den Aufstieg des BSW kaum eine Rolle spielten. Dabei gehörte Sahra Wagenknecht in DKP-Kreisen lange Zeit zu den beliebtesten Politiker*innen der Linkspartei. Vor zwei Jahren gab es noch Hoffnung auf eine linke Kandidatur unter Einschluss von DKP-Mitgliedern. Doch daran hat die BSW-Namensgeberin inzwischen kein Interesse mehr. Trotzdem lassen sich die Kommunist*innen die gute Laune nicht verderben. Am Samstagabend stimmten sie die Internationale an. Beim Vers: »Wir sind die stärksten der Parteien« riefen viele im Sprechchor: »DKP!«

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