Keine Regenbogenfahne in Neubrandenburg: Das BSW zeigt Flagge

Mit seinem Stimmverhalten hat sich das BSW zum Komplizen bei der Hetze gegen queere Menschen gemacht, meint Anton Benz

Die Regenbogenfahne wird am Bahnhofsvorplatz in Neubrandenburg in Zukunft nicht mehr zu sehen sein.
Die Regenbogenfahne wird am Bahnhofsvorplatz in Neubrandenburg in Zukunft nicht mehr zu sehen sein.

Das erste Mal wurde die Regenbogenflagge vor dem Neubrandenburger Bahnhof im Sommer 2023 gestohlen. Die Täter tauschten sie gegen eine Flagge der Hitlerjugend aus. Diesen August ersetzten Unbekannte das Symbol für Toleranz durch eine Hakenkreuzfahne. Jetzt fehlt die Regenbogenflagge ein drittes Mal. Für die Entfernung verantwortlich ist diesmal der Kommunalpolitiker Tim Großmüller, der die vergangenen Jahre damit beschäftigt war, gegen diese Flagge aufzuwiegeln. Genauer gesagt sind es die Stimmen der AfD-Fraktion und von Teilen des BSW in der Stadtvertretung, die dem Antrag des rechten Provokateurs zur Mehrheit verholfen haben. Dass Großmüller für seine rassistischen und queerfeindlichen Äußerungen bekannt ist und derzeit gegen ihn wegen Beleidigung, Bedrohung und Volksverhetzung ermittelt wird, hinderte BSW-Vertreter offenbar nicht daran, gemeinsame Sache mit ihm zu machen.

Das Lieblingsziel Großmüllers: der homosexuelle Oberbürgermeister der Stadt, Silvio Witt (parteilos). Dieser kündigte am Tag nach der Abstimmung seinen Rücktritt an. Zu den Gründen schwieg er. Dass die wiederholten schwulenfeindlichen Angriffe eine Rolle gespielt haben, kann man also nur mutmaßen. Großmüller nannte den Rücktritt »überfällig« und sprach von »Fahnenflucht«. Auch die AfD hielt sich mit Beleidigungen nicht zurück und bezeichnete die Art der Rücktrittsankündigung als »peinlich«. Das BSW gab sich zivilisierter. Es bedauere den Rücktritt und danke Witt für seine Arbeit. Doch als Mehrheitsbeschafferin hat sich die Partei trotz freundlicher Worte zur Komplizin bei der Hetze gegen queere Menschen gemacht.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.