Investitionsfonds: Kein Befreiungsschlag

Felix Sassmannshausen über Habecks Milliarden fürs Kapital

Nicht nur die Exporte, insgesamt befindet sich die Wirtschaft in Deutschland in einer Flaute. Wirtschaftsminister Robert Habeck würde gerne gegensteuern.
Nicht nur die Exporte, insgesamt befindet sich die Wirtschaft in Deutschland in einer Flaute. Wirtschaftsminister Robert Habeck würde gerne gegensteuern.

Auch wenn es sonst nicht rund läuft in der Ampel-Koalition, das Timing für große Ankündigungen hat sie drauf. Die düsteren Befunde der letzten Konjunkturprognosen waren noch nicht verdaut und der Deutsche Arbeitgebertag kaum ausgeklungen, da geht Wirtschaftsminister Robert Habeck mit einem Vorstoß für milliardenschwere Geschenke für Unternehmen an die Öffentlichkeit.

Mit dem Investitionsfonds aus dem Werkzeugkasten der neukeynesianischen Wirtschaftspolitik könnte der Grünen-Politiker gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: einerseits die zuletzt chronische Investitionszurückhaltung des hiesigen Kapitals beenden, um es auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu halten; andererseits könnte er damit auch den miesen Umfragewerten der Grünen und der schlechten Stimmung in den Wirtschaftsverbänden begegnen.

Ob dem Wirtschaftsminister mit dem Vorhaben aber tatsächlich ein Befreiungsschlag gelingt, ist mehr als fraglich. Nicht nur, dass der Staat eine erhebliche Menge an Schulden aufnehmen müsste, um die Förderung zu finanzieren, auch wirtschaftspolitisch steht der Vorschlag quer zu den Vorstellungen des neoliberalen Koalitionspartners FDP. Dass die einer Ausnahme von der Schuldenbremse zustimmt, kann wohl ausgeschlossen werden.

Das dürfte auch Habeck schon vor Bekanntgabe seiner Pläne gewusst und so vor allem den Wahlkampf für die kommende Bundestagswahl eröffnet haben. Von den Fliegen dürften die Grünen also vorerst weiter geplagt werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.