Studienwerk der RLS: Gerechte Bildung als Markenzeichen

Das Studienwerk der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist 25 Jahre alt geworden

Das neue Gebäude der Rosa-Luxemburg-Stiftung wurde im Oktober 2020 eröffnet.
Das neue Gebäude der Rosa-Luxemburg-Stiftung wurde im Oktober 2020 eröffnet.

Es gibt größere Begabtenförderungswerke als das Studienwerk der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS). Aber keines, das so sehr für Bildungsgerechtigkeit einsteht. Nach eigener Aussage ist es hierbei seit Jahren Spitzenreiter: Über 70 Prozent der Stipendiat*innen haben eine Migrationsgeschichte und/oder einen nichtakademischen Bildungshintergrund. »Das ist eine Erfolgsgeschichte, auf die wir stolz sein können«, sagt Jane Angerjärv, Leiterin des Studienwerks. Grund zum Feiern gibt es ohnehin genug: Diese Woche beging das Studienwerk sein 25-jähriges Bestehen.

Die besondere Förderung von Studierenden aus Arbeiterfamilien oder solchen mit einer Migrationsgeschichte gehört zum Selbstbild praktisch aller Förderungswerke. Was macht das RLS-Studienwerk in diesem Aspekt so erfolgreich? Ein wichtiger Grund ist sicherlich das 2010 aufgelegte Studienförderprogramm »Lux like Studium«, das ausschließlich Erstakademiker*innen fördert.

Studien um Studien zeigen es immer wieder: Die Wahrscheinlichkeit, an die Hochschule oder Universität zu kommen, hängt hochgradig vom Bildungsgrad der Eltern ab. Und haben es Arbeiterkinder erst einmal an die Uni geschafft, brechen sie das Studium deutlich häufiger ab. Wie wichtig vor diesem Hintergrund eine Förderung sein kann, zeigt eine Befragung ehemaliger RLS-Stipendiat*innen: Von den geförderten Erstakademiker*innen gab jede*r zweite an, er oder sie hätte ohne Förderung »auf keinen Fall« oder »eher nicht« mit dem Studium begonnen. Unter den Studierenden mit höherem Bildungshintergrund sagte das nur jeder Fünfte. Dabei fördert die linke Stiftung Studierende nach eigenen Angaben »schon auf dem Weg zum Studium« – und damit früher als viele andere Begabtenförderwerke.

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Etwa 1100 Studien- und Promotionsstipendiat*innen befanden sich 2023 in der Förderung der RLS. Bei der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung waren es 1650, die Parteienstiftungen der SPD und CDU kommen auf rund 2700 beziehungsweise 3300 Stipendiat*innen. Doch welche Spuren hinterlässt die Krise der Linkspartei am Studienwerk der RLS? Fest steht, dass die Stiftung ab 2026 mehrere Millionen Euro Förderung weniger erhalten wird. »Wie genau sich diese Entwicklung auf das Studienwerk auswirken wird, kann erst nach der Bundestagswahl (...) gesagt werden«, so die Pressesprecherin der RLS, Alrun Kaune-Nüßlein, zu »nd«.

Ohne Zweifel steht das linke Förderungswerk vor großen Herausforderungen. Sie sollen aber nicht der Weiterentwicklung im Weg stehen: Seit diesem Sommer können unter dem Namen »Lux like Ausbildung« Azubis Stipendien erhalten. Und auch an anderer Stelle möchte die RLS in Zukunft für mehr Balance sorgen. Denn während in Deutschland mehr als jede*r dritte Student*in in einem MINT-Fach eingeschrieben ist, studiert nur jede*r zehnte RLS-Stipendiat*in »irgendwas mit Naturwissenschaften«. Das Problem ist gewissermaßen hausgemacht: Eine Stiftung, die besonders politisch interessierte und engagierte Schulabgänger*innen fördert, wird eben mehr Bewerbungen von Schüler*innen mit Leistungskurs Geschichte erhalten als von solchen, die im Abitur Physik oder Chemie belegen. Volker Schöppner, Professor für Kunststoffverarbeitung an der Universität Paderborn und Vertrauensdozent der RLS, wirbt deshalb für ein »intensiveres Marketing« im MINT-Bereich und mehr naturwissenschaftliche Vertrauensdozent*innen.

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