»No Other Land« in Berlin: Nicht der Film ist der Skandal

Julian Daum über den deutschen Anspruch der Deutungshoheit im Antisemitismusdiskurs, der Jüd*innen sogar gefährden kann

Die Regisseure Yuval Abraham und Basel Adra auf der Berlinale. (Archivbild)
Die Regisseure Yuval Abraham und Basel Adra auf der Berlinale. (Archivbild)

Auf jüdische Menschen, die auch dann nicht auf Linie mit der israelischen Regierung sind, wenn sie gerade keine Kriegsverbrechen begeht, hört man in Deutschland nicht gern. Gerade wenn es um Antisemitismus und dessen Bekämpfung geht. Der sogenannte Antisemitismusskandal der diesjährigen Berlinale jedenfalls, der von Politiker*innen wie Kai Wegner losgetreten wurde, führte nicht zum Schutz jüdischen Lebens: Der jüdisch-israelische Ko-Regisseur Yuval Abraham des Films »No Other Land« und seine Familie wurden danach im eigenen Haus von einem rechten Mob bedroht.

Das offizielle Berliner Stadtportal trug nun seinen eigenen Teil zur Bedrohungslage bei und behauptete, der Film habe »antisemitische Tendenzen.« In Kai Wegners Berlin weiß man eben genau, wer antisemitisch ist. Man weiß es besser als andere, besser als der jüdische Regisseur, dessen Großmutter im KZ geboren wurde und der mit Geschichten von Familienmitgliedern aufwuchs, die er nie kennenlernen konnte, weil sie während der Shoah ermordet wurden.

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