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Todd Haynes: Der Experimentator
Der US-Regisseur Todd Haynes wird Jury-Präsident der nächsten Berlinale
Bei Todd Haynes weiß man nie, was als Nächstes kommt. Obwohl der US-Regisseur weniger produktiv ist als manche seiner Kollegen, die jedes Jahr einen neuen Film abliefern – Haynes lässt sich gerne mal ein paar Jahre Zeit – kann er mit 63 Jahren ein ziemlich vielseitiges Werk vorweisen. Das gilt sowohl für das Format als auch die Themen seiner Filme – darunter neben mehreren Dramen etwa eine Dokumentation über die Band Velvet Underground, eine Miniserie über eine sich aufopfernde Mutter während der Weltwirtschaftskrise oder ein Jugendfilm über zwei gehörlose Teenager. Zuletzt machte Haynes mit »May December« (2023) auf sich aufmerksam, ein Psychodrama, das von der unter problematischen Umständen begonnenen Beziehung zwischen einer Frau mittleren Alters und einem viel jüngeren Mann erzählt.
Mit seinem großen künstlerischen Repertoire und seiner Erfahrung als Jurymitglied bei den Filmfestspielen von Venedig dürfte Haynes seiner neuen Aufgabe gut gewachsen sein: Im Februar 2025 wird er der Jury der 75. Ausgabe der Berlinale vorsitzen, wie am Donnerstag bekannt wurde. Tricia Tuttle, die neue Intendantin des Filmfestivals, zeigte sich »überglücklich« über die Ernennung ihres Landsmanns.
Spannend wird sein, zu sehen, ob sich Todd Haynes’ Themen und Interessen in der Auswahl der prämierten Filme niederschlagen werden. Denn trotz seiner Vielseitigkeit besitzt der gebürtige Kalifornier doch eine künstlerische Handschrift: Er widmet sich gerne Bands und Musikern und gilt, selbst schwul, als einer der Wegbereiter des New Queer Cinema. Wie fragil und brüchig Identität ist, spielt in den meisten seiner Filme auf die eine oder andere Art eine Rolle. In seinem Biopic über Bob Dylan etwa ließ er den Musiker unter anderem von einer Frau, der Schauspielerin Cate Blanchett, mimen. Haynes experimentiert gerne – und wird sich hoffentlich auch auf der Berlinale mutig zeigen.
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