Syriza-Urgestein

Sokratis Famellos ist neuer Vorsitzender der griechischen Linkspartei

Griechenland – Syriza-Urgestein

Wenn Fußballklubs von der Tabellenspitze auf einen Abstiegsplatz rutschen, muss oft der Trainer gehen. Bei Parteien werden Vorsitzende gewechselt: In der griechischen Linkspartei Syriza soll nun Sokratis Famellos das Ruder herumreißen. Dass der 58-Jährige nur von 49,36 Prozent der Mitglieder gewählt wurde, nur knapp vor dem Kandidaten des linken Flügels, deutet indes nicht darauf hin, dass die in heftige interne Kämpfe um den Kurs verstrickte Partei in ruhiges Fahrwasser kommen wird.

Im Gegensatz zu seinem smarten Vorgänger, der vor einigen Wochen über ein Misstrauensvotum gestolpert war, spricht für den als gemäßigt geltenden Kamellos aber seine Erfahrung im Partei- und Politikbetrieb. Der studierte Chemieingenieur aus Thessaloniki war Gründungsmitglied von Syriza, wurde erstmals 2015 ins Athener Parlament gewählt und von November 2016 bis Juli 2019 stellvertretender Minister für Umwelt und Energie. Zuletzt war er Fraktionschef und damit Oppositionsführer.

Die in der Finanzkrise zeitweilig stärkste Partei Griechenlands ist nach mehreren Abspaltungen in Umfragen auf einstellige Werte abgerutscht. Durch Austritte eines Drittels ihrer Abgeordneten hat Syriza vor wenigen Tagen ihre Position als stärkste Oppositionskraft im Parlament an die sozialdemokratische Kinima Allagis verloren. Die Fliehkräfte des heterogenen Syriza-Bündnisses zu stoppen, ist genauso die Aufgabe von Famellos wie die Schärfung des Profils. »Lasst uns unser Haus von Grund auf neu aufbauen«, sagte er unmittelbar nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses. Und will den verbliebenen Mitgliedern wohl erstmal den Optimismus wiederbringen: »Die Wahlen sind eine Antwort auf diejenigen, die an Syrizas Zukunft gezweifelt haben.«

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