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PEN Berlin und Nahost-Debatte: Es wird getrauert
Per Leo will nicht mehr beim PEN Berlin mitmachen
Der Historiker und Schriftsteller Per Leo ist mit rund 30 weiteren Autor*innen aus PEN Berlin ausgetreten. Das ist das Ergebnis einer äußert knappen Abstimmungsniederlage über eine Resolution zum Schutz von Journalisten, Autoren und Kulturinstitutionen im Gaza-Katastrophenkrieg. Mit nur einer Stimme Mehrheit (83 gegen 82) entschied sich am vergangenen Sonntag eine außerordentliche Mitgliederversammlung gegen eine Resolution, die Leo mit 27 weiteren Mitgliedern unterstützt hatte. In ihr wurde die Zerstörung von Gaza durch Israel angeprangert, das Massaker der Hamas am 7. Oktober aber nicht explizit erwähnt. Stattdessen siegte ein Entwurf, in dem es ausdrücklich hieß, das ohne diesen Terrorangriff der Krieg nicht begonnen hätte: »Wir trauern um alle unschuldigen Opfer dieses Konflikts.«
Nach dieser Niederlage trat Leo aus dem erst vor zweieinhalb Jahren gegründeten PEN Berlin aus, zusammen mit anderen Prominenten wie Ramy al-Asheq, Diedrich Diederichsen, Tomer Dotan-Dreyfus, Deborah Feldman und Susan Neiman. In der »Frankfurter Rundschau« nannten sie die siegreiche Resolution »windelweich«, weil sie »nicht Nein zu einer exzessiven Kriegsführung sagen kann, ohne ein gequältes ›Aber die Hamas hat angefangen‹ hinterherzuschieben«.
Als Historiker war Leo bislang durch eine eigenwillige Geschichtspolitik aufgefallen. 2017 war er beteiligt an dem Buch »Mit Rechten reden«, in dem aber nicht face-to-face mit Rechten geredet wurde, sondern hauptsächlich mit einem literarisch konstruiertem Gegenüber, einer Art Mischung aus Peter Scholl-Latour, Ernst Jünger und Michael Kühnen. 2021 rüttelte er mit seinem Buch »Tränen ohne Trauer« öffentlichkeitswirksam an der Singularität des Holocaust, was Marion Detjen in der »Zeit« als ein »nationalliberales Projekt« bezeichnete. Nun ist sie gemeinsam mit Leo aus dem PEN Berlin ausgetreten.
Dem PEN-Führungsduo Deniz Yücel und Thea Dorn warfen sie und die anderen in der »FR« vor, politisch überfordert zu sein. Das wies Thea Dorn auf DLF Kultur zurück, denn PEN Berlin sei »kein Gesinnungsverein«. In der »Berliner Zeitung« meinte Yücel ziemlich lässig: Politik heiße, »dass eine Mehrheit etwas beschließt, mit dem man selbst nicht einverstanden ist. Und das kann dann insofern kathartische Wirkung haben, dass die einen sagen, das ist nichts für mich und die anderen sagen: Das ist Demokratie.«
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