Gold im Schließfach

Trotz der jüngsten Rückschläge ist Gold deutlich teurer als zu Jahresbeginn. Und der Kurs könnte noch weiter steigen

Geldanlage – Gold im Schließfach

Gold ist lebendige Geschichte. Bis die Vereinigten Staaten als kapitalistische Führungsmacht den Goldstandard 1971 aufgaben, waren wichtige Währungen durch bestimmte Mengen des Edelmetalls gedeckt und konnten jederzeit in Gold umgetauscht werden. Gold wird seither von vielen Menschen als stabile Währung angesehen, da es von Natur aus knapp ist. Es kann nicht einfach von Regierungen und Zentralbanken in Umlauf gebracht werden, wie es bei Papier-Währungen der Fall ist. Kriege, wirtschaftliche Krisen sowie die weltweit wachsende Staatsverschuldung sorgen dafür, dass sich Gold weiterhin als vermeintlich stabile Wertanlage globaler Beliebtheit erfreut.

Keine wirkliche Überraschung also, dass der Kurs des Goldes in unseren unruhigen Zeiten – und trotz gelegentlicher Auf und Abs – im Trend steigt und steigt. Innerhalb des zurückliegenden Jahres kletterte der Goldpreis, der üblicherweise in US-Dollar angegeben wird, von unter 2000 auf über 2700 Dollar, umgerechnet rund 2600 Euro. Wohlgemerkt pro Feinunze. Deren Gewicht beträgt gerade einmal 31,1034768 Gramm – was in etwa einem kleinen handelsüblichen Barren entspricht.

Unter Anlageexperten gilt Gold als Geschmackssache. Große Metallhändler wie Degussa lassen sich zitieren mit »10 bis 15 Prozent des Portfolios können es schon sein«. Bankanalysten und Verbraucherschützer halten weniger davon für mehr. 5 Prozent des Ersparten in Gold anzulegen, quasi als Notgroschen für schlechte Zeiten, sollte genügen. Gold hat nämlich einen entscheidenden Nachteil: Es wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Ein Wertzuwachs kann nur über einen Kursanstieg erfolgen.

Der tagesaktuelle Kurs lässt sich über Vergleichsportale im Internet leicht einsehen. Für Ihre Kalkulation ist zudem wichtig, wie hoch die Abgaben beim Kauf oder Verkauf Ihrer Münzen und Barren sind. Händler kassieren üblicherweise zwischen einem und vier Prozent des Verkaufspreises als Marge. Dabei gilt die Regel: Je kleiner der Barren, desto höher der prozentuale Anteil. Wenn Sie ihr Gold eines Tages wieder verkaufen wollen, berechnen Händler einen Abschlag für Schmelzkosten.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Verbraucherzentrale, verschiedene Angebote einzuholen. Und seien Sie bei einer eventuellen Prüfung dabei! Bei Schmuck wird von Edelmetallhändlern weder die Handwerkskunst noch der emotionale Wert vergütet, sondern der materielle Wert (daher kann sich der Besuch eines Juweliers oder Antiquitätenladens auszahlen). Wenn Sie Schmuck oder andere Wertsachen veräußern wollen, sollten Sie auf Gravuren achten: Die Ziffern 333, 585 und 750 verweisen auf den Goldanteil in Promille. 333 zeigt an, dass ein Drittel des Gesamtgewichts aus Gold besteht.

Zudem kostet eine Unterbringung in Schließfächern oder Safes Geld. Es daheim zu lagern, ist schließlich mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden. Ein kleines Schließfach in einer Bank oder Sparkasse kostet zwischen 35 und 119 Euro im Jahr, hat die Stiftung Warentest kürzlich ermittelt. Größere Fächer kosten bis zu 1000 Euro. Allerdings sind die Konditionen und Gebührenmodelle der Kreditinstitute je nach Region sehr unterschiedlich. Dabei geht es vor allem um den Versicherungsschutz, der in der Jahresmiete eingeschlossen ist oder eben nicht. Und wer einen höheren Betrag für sein Schließfach absichern will, muss in jedem Fall tiefer in die Tasche greifen. Auch einige Goldhändler bieten Schließfächer an.

Ein goldiges Thema ist auch die Mehrwertsteuer. Seit 1993 ist der Goldkauf von der Steuer befreit. Dazu muss das Gold allerdings einige Kriterien erfüllen, etwa einen hohen Feingehalt von mindestens 995 besitzen. Bei Goldmünzen sind die Vorschriften noch strenger. Beim Kauf von Silber wird hingegen stets die Mehrwertsteuer fällig.

Da Sie für den Besitz von Edelmetallen keine Dividenden oder Zinsen erhalten, müssen Sie keine Einkommenssteuer an das Finanzamt zahlen. Diese fällt aber auch nicht an, wenn Sie die Edelmetalle wieder verkaufen. Vorausgesetzt, Sie verkaufen mindestens ein Jahr nach dem Erwerb. Verkaufen Sie innerhalb des ersten Jahres bereits wieder, müssen Sie die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufswert (Veräußerungsgewinn) nach dem persönlichen Steuersatz versteuern.

Ob die globale Goldrallye weiterlaufen wird? Zuletzt wurden die Kursgewinne durchaus getrieben von Profis, vor allem von vermögenden Einzelinvestoren und »Family-Offices« reicher Familien. Manche Händler geben sich gewiss, dass der Goldpreis auf 5000 Dollar je Feinunze klettern wird. Nur wann das sein wird, wissen sie nicht.

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