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Der Himmel über Hohenschönhausen und der düstre Dirk aus Köpenick

BallHaus Ost: Fieser Niesel im Sportforum, falsche Friedenstauben in der Alten Försterei

Bochums Torwart Patrick Drewes und das Feuerzeug, weiß wie die Friedenstaube
Bochums Torwart Patrick Drewes und das Feuerzeug, weiß wie die Friedenstaube

Ich mag es, wenn beim Fußballgucken der Wind an mir feilt und fieser Niesel meine Wangen peitscht. Zum Sonntagsspiel des BFC Dynamo lieferte mir Frau Holle das entsprechende Traumwetter. Im luftigen Rund des Sportforum kann man besonders gut wandernde Wolkenformationen beobachten. Wenn in Mitte, Höhe Fernsehturm, noch ein Rest Sonne zu sehen ist, färbt sich der Himmel über Hohenschönhausen bereits andächtig schwarz und die böse Vorahnung künftiger Wettereskapaden fährt uns in die Glieder.

Heißa, gleich gehen die fetten Tropfen nieder und wir armen Erdenbürger suchen Schutz unter unseren Kapuzen, da ein echter Mann selbstverständlich keinen Regenschirm zum Fußball mitnimmt. Schnupfen oder Schirm? Klare Wahl: 99 Prozent der Stadion-Männer wählen den Schnupfen, alldieweil das schreckliche Weihnachtsfest naht und wir damit womöglich einen guten Grund haben, am 24.12. lange im Bett zu bleiben.

Ballhaus Ost
Fussball, Herren, 2. Bundesliga, Saison 2014/2015 (10. Spieltag)...

Frank Willmann blickt auf den Fußball zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana.

Zu Besuch waren die Randberliner aus Babelsberg. Auf den Rängen schenkten uns beide Fanchöre herzerwärmende gesangliche Einlagen, auf dem Rasen schien nur der BFC anwesend und schickte die Gäste mit 3:0 nach Hause. Ursprünglich hatte ich fürs Wochenende eine Dreierkombi aus Jena, Union und dem BFC geplant. Das Spiel von Carl Zeiss bei Hertha Zehlendorf fiel leider dem Bezirksamt zum Opfer, weil empfindsame Platzwarte keine Lust hatten, Freitag nach 19 Uhr den Kopf von der Couch zu erheben. Spielausfall wegen Inkontinenz oder Inkompetenz, sucht euch was aus.

Den freien Freitagabend nutzte ich zum Kräftesammeln, um mich Samstagnachmittag ins Köpenicker Gewimmel zu stürzen. Nach zwei Jahren mal wieder in der Alten Försterei, was für ein Abenteuer. Die S-Bahn überfüllt wie immer, der Weg zum Stadion durch den Wald ist nach wie vor herrlich matschig, dampfende rot-weiße Leiber marschierten in ihre Heimstatt, die jüngst in einer ehemaligen Westberliner Zeitung als vermutlich geheimes Zentrum der Unionsekte beschrieben wurde. Der düstre Dirk soll dort über eine Schar heimlicher Kombattanten herrschen, die womöglich Erich den Ersten zurückhaben wollen, oder war es der Tischtennis-Walther?

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Das Schlusslicht Bochum war zu Gast, das Heer der Rotweißen zeigte blauweiße Tupfer, sah nett aus. Böse Zungen könnten behaupten, diese bunt gemischte Menge Fußballanbeter war das Schönste am Spiel. Es war ein echtes Abstiegsduell. Der schöne Fußball zeigte sich nicht. Rennen, raufen, schubsen, rödeln hieß das Gebot der Stunde.

Auch ein paar Dödel waren unterwegs. Auf und neben dem Fußballplatz. Kurz vor dem Abpfiff, es stand schiedlich friedlich 1:1, flog ein weißes Feuerzeug aus dem Berliner Fanblock auf der Waldseite Richtung Rasen und traf den Bochumer Torwart am Kopf. Weiß wie die Friedenstaube war es nicht das einzige Fluggerät, das von armseligen Feinden unseres Sports auf das Spielfeld expediert wurde. Schenkt dem Werfer lebenslanges Stadionverbot. Und dann hisst wieder die Fahnen der Freude. Unser Fußball ist einfach zu bezaubernd, als dass ihm gestörte Fucker etwas anhaben können.

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