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Rettender Strohhalm?

Was der tragische Held Hamlet bereits wusste

National Drinking Straw Day – Rettender Strohhalm?

»Was ist der Mensch,/ Wenn seiner Zeit Gewinn, sein höchstes Gut/ Nur Schlaf und Essen ist? Ein Vieh, nichts weiter./ Gewiß, der uns mit solcher Denkkraft schuf,/ Voraus zu schaun und rückwärts, gab uns nicht/ Die Fähigkeit und göttliche Vernunft,/ Daß ungebraucht sie in uns schimmle.« Dies wusste schon Hamlet, Prinz von Dänemark.

Die Zeit der Völlerei und Böllerei ist vorbei, genügend Schlaf nach ausgiebiger Feierei und schlaflosen Nächten dürfte mittlerweile jeder nachgeholt haben. Ob jeder allerdings auch bereit ist, seine Denkzellen wieder zu aktivieren und vernünftig zu nutzen, sei dahingestellt. Fakt ist, eine Party ohne Strohhalm ist keine. Vor allem unerlässlich bei Cocktails. Für die Amerikaner Grund genug, den 3. Januar zum Tag des Strohhalms, National Drinking Straw Day, zu küren. Warum ausgerechnet dieser Tag? Weil da ein US-Bürger namens Marvin C. Stone das Patent auf diesen angemeldet haben soll. Die alten Sumerer in Mesopotamien, die tausende Jahre vor der »Zeitenwende« mit Christi Geburt kultur- und kunstvollere Trinkhalme aus Gold und Edelsteinen schmolzen, die auch den Geschmack des Getränks nicht verfälschten wie unsere papiernen, pappigen, aus Plaste und Elaste gepressten, kannten halt noch nicht Urheberrechte. Unsere Wegwerfartikel sind zudem nicht unbedingt nachhaltig. Keine »rettenden Strohhalme« gegen den Klimawandel. Übrigens ein Sprichwort aus der Zeit der »christlichen Seefahrt«, als die von den Agenten reicher Kaufmannsfamilien wie den Fuggern angeheuerten armen Schlucker nicht schwimmen konnten und selbst ein Floß aus Strohhalmen sie in der Not nicht vorm Ertrinken errettet hätte.

Doch zurück zu Hamlet: »Wahrhaft groß sein, heißt,/ Nicht ohne großen Gegenstand sich regen,/ Doch einen Strohhalm selber groß verfechten,/ Wenn Ehre auf dem Spiel ...« Es barmt und graut Shakespeares’ Helden, wenn Menschenleben Rachsucht geopfert werden: »Ich seh indes beschämt/ Den nahen Tod von zwanzigtausend Mann,/ Die für ’ne Grille, ein Phantom des Ruhms/ Zum Grab gehn wie ins Bett.« 

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