- Politik
- Nahost
Gaza-Krieg: Propaganda, die tötet
Die Erzählung, Israel müsse Gaza plattmachen, um die Hamas auszulöschen, war die wichtigste und tödlichste Propagandaerzählung des Krieges
Kurz bevor die USA und Katar verkündeten, man habe einen Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas ausgehandelt, geisterte noch eine andere Nachricht durch die Medien: US-Außenminister Blinken sagte am Rande der Verhandlungen, die Hamas konnte ihre personellen Verluste zu hundert Prozent durch Neurekrutierung ersetzen.
Immer und immer wieder wiederholten deutsche Politiker seit Oktober 2023 dieselbe Erzählung zu Israels Kriegsführung in Gaza. Es sei zwar nicht schön, dass Israel jetzt den gesamten Gazastreifen wegbombt, und wirklich schrecklich, dass dabei so viele Zivilisten sterben müssen – doch das sei eben der einzige Weg, die Hamas zu beseitigen. Diese Erzählung entpuppt sich nun als die wohl wichtigste Propagandaerzählung Israels in diesem Krieg. Kein anderes Narrativ wurde so sehr dazu missbraucht, den Tod von weit über 50 000 Menschen zu rechtfertigen oder sogar zu befürworten.
Die wenigen kritischen Stimmen, die seit Beginn des Krieges darauf hinwiesen, dass sich die Hamas nicht mit Bomben bekämpfen lässt, wurden ignoriert, diffamiert, gecancelt, als Antisemiten beschimpft. Dabei ist nicht nur aus vergangenen Kriegen, sondern auch aus der Konfliktforschung bekannt, dass diese Art der Gewalt mehr Menschen dazu bringt, sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen, und nur ein würdevolles Leben in Sicherheit und Selbstbestimmung dazu führt, dass Menschen sich von diesem bewaffneten Kampf abwenden.
Wer das wusste und trotzdem die Propagandaerzählung Israels wiederholte, hat sich am Leid der Menschen in Gaza mitschuldig gemacht. Es hätte verhindert werden können, wären nicht so viele Menschen auf die tödliche Propaganda hereingefallen, die Israels Handeln schützte.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.