Zweite Tarifrunde bei der Post

Millionenkluft zwischen Konzern-Vorstand und Tarifbeschäftigten

Derzeit laufen die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post AG. Bald werden auch wieder die Vorstandsvergütungen beschlossen.
Derzeit laufen die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post AG. Bald werden auch wieder die Vorstandsvergütungen beschlossen.

Am Donnerstag beginnt die nächste Verhandlungsrunde zwischen der Deutschen Post AG und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Bei ersten Gesprächen Anfang Januar hat der Konzern kein Angebot vorgelegt und die Forderungen der Gewerkschaft »als nicht finanzierbar zurückgewiesen«, hieß es in einer Mitteilung von Verdi. Begründet worden sei dies mit der schlechten wirtschaftlichen Lage.

»Dem haben wir entschieden widersprochen«, teilte die Gewerkschaft im Nachgang mit. »Nur mit deutlichen Lohnsteigerungen für die Beschäftigten lassen sich die noch immer hohen Kosten und Lebensmittelpreise bewältigen«, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis auch mit Blick auf die anstehenden Gespräche am Donnerstag.

Beschäftigung unter Medianlohn

Zu den diesjährigen Verhandlungen für die rund 170 000 Tarifbeschäftigten hatte Verdi die Forderung nach einem Gehaltsplus von sieben Prozent für die Beschäftigten, Auszubildenden und Dual-Studierenden aufgestellt. Hinzu sollen drei zusätzliche Urlaubstage kommen sowie ein weiterer freier Tag nur für Verdi-Mitglieder.

Die Laufzeit von zwölf Monaten würde im unteren Bereich der derzeit abgeschlossenen Tarifverträge liegen. Allerdings gilt auch mit Blick auf das Verhandlungsergebnis der letzten Tarifrunde als unwahrscheinlich, dass sich die Gewerkschaft damit durchsetzen kann. Damals einigten sich der Konzern und Verdi auf eine Laufzeit von zwei Jahren.

Aktuell verdienen laut Berechnungen der Gewerkschaft, die »nd« einsehen konnte, rund 90 Prozent der Tarifbeschäftigten ein jährliches Bruttogehalt zwischen 29 376 Euro und 41 160 Euro – zuzüglich etwaiger Jahressonderzahlungen. Damit liegen sie unter dem Medianlohn in Deutschland, der knapp 46 000 Euro beträgt. Das bedeutet, dass eine Hälfte der Bevölkerung mehr verdient, die andere weniger.

Und Millionen für die Vorstände

Auch vor dem Hintergrund sorgen die hohen Vorstandsvergütungen bei aktiven Gewerkschafter*innen für Unverständnis. Die Grundgehälter der ordentlichen Vorstandsmitglieder im Geschäftsjahr 2023 lagen zwischen 860 000 Euro und einer Million Euro, wie aus dem Vergütungsbericht des Konzerns hervorgeht. Nur der neue Vorstandsvorsitzende Tobias Meyer erhielt mehr: ein Grundgehalt von 1,3 Millionen Euro zuzüglich variabler Jahresvergütungen, die vom Erfolg des Konzerns abhängen. Insgesamt dürfte er im vergangenen Jahr rund 4,2 Millionen Euro erhalten haben.

Und auch der Personalvorstand Thomas Ogilvie, der in diesem Jahr erneut für den Konzern die Verhandlungen mit Verdi führt, konnte vor zwei Jahren eine enorme Vergütung verbuchen. Mit insgesamt drei Millionen Euro lag seine Zahlung im oberen Bereich. Zur Einigung bei den letzten Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post AG im selben Jahr hatte er gesagt, dass die Einigung über der finanziellen Schmerzgrenze des Konzerns gelegen habe. Damals hatte man sich auf eine Inflationsausgleichszahlung von 3000 Euro sowie eine Erhöhung der Tarifentgelte um 340 Euro geeinigt.

»Entscheidungen über die Gehälter der Mitglieder des Vorstands werden vom Aufsichtsrat getroffen«, heißt es dazu auf Anfrage. Die Tariflöhne der Post-Beschäftigten werden über die Unternehmenssparte Post und Paket abgewickelt, die Vorstandsvergütungen stammen vom Gesamtkonzern. Die Zahlen für das Jahr 2024 sollen laut dem Unternehmen im März bekannt gemacht werden.

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