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Berlin: Olympia, nein danke
Linkspartei stellt sich gegen Berliner Bewerbung für internationale Wettkämpfe
Die Linksfraktion im Abgeordnetenhaus stellt sich gegen eine Olympia-Bewerbung. »Solange Berlin nicht in der Lage ist, seine Hausaufgaben bezogen auf die Sportstättensanierung zu erledigen, sollte sich jede Überlegung verbieten, viele Millionen Euro für eine Olympia-Bewerbung aufzubringen«, wird Kristian Ronneburg, der sportpolitische Sprecher der Fraktion, in einer Pressemitteilung zitiert. Die Olympischen Spiele leisteten keinen Beitrag zur Sportinfrastruktur, heißt es weiter.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte zuletzt im Dezember das Interesse an einer Ausrichtung der Spiele in Deutschland bekräftigt. Nach der Bundestagswahl im Februar will der DOSB in den sogenannten »Continuous Dialogue« mit dem internationalen Olympia-Verband IOC treten, was die Voraussetzung für eine Bewerbung ist. Als wahrscheinlich gilt, dass sich Deutschland um die Austragung in den Jahren 2040 oder 2044 bemühen wird. Im Rennen sind gleich mehrere Städte: München hat bereits seinen Hut in den Ring geworfen, zudem haben sich Städte der Rhein-Ruhr-Region für eine gemeinsame Bewerbung zusammengeschlossen.
Auch Berlin will nicht alleine in den nationalen Wettbewerb gehen: Gemeinsam mit Hamburg will man sich um die Austragung bewerben, erklärten die beiden Städte im vergangenen Jahr. Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) nannte das »sportliche Tandem« mit der Hansestadt im August »charmant«. Es wäre ein »Zeichen des Zusammenwachsens«, wenn eine ost- und eine westdeutsche Stadt 50 Jahre nach der Wiedervereinigung die Spiele gemeinsam ausrichten würden. Aus Hamburg gab es zuletzt aber Zeichen, auch eine Einzelbewerbung in Betracht zu ziehen.
»Der Senat übernimmt sich«, kritisiert Linke-Sportpolitiker Kristian Ronneburg gegenüber »nd«. Zwar verspreche der Senat, keine neuen Sportstätten bauen zu wollen, sondern bestehende auf olympische Standards zu bringen, doch auch dafür seien Milliardeninvestitionen notwendig. »Da stimmen die Prioritäten nicht«, so Ronneburg. Denn an allen anderen Stellen spare der Senat um Biegen und Brechen. Für Ronneburg reiht sich die Bewerbung in andere sportpolitische Entscheidungen zugunsten des Spitzensports ein – wie zum Beispiel drei Spiele der American Football-Liga NFL nach Berlin zu holen.
Dem Argument, dass die für Olympia hergerichteten Sportstätten im Anschluss auch für den Breitensport genutzt werden könnten, kann Ronneburg wenig abgewinnen. »Man kann auch unabhängig von solchen Großereignissen sanieren«, sagt er. Bei Berliner Sportstätten gebe es schon seit Jahren einen großen »Sanierungsstau«. Die Millionen Euro, die allein für eine – eventuell erfolglose – Bewerbung aufgebracht werden müssten, seien hier besser investiert.
2015 scheiterte die Olympia-Bewerbung Hamburgs am Volkswillen: Bei einer Abstimmung sprachen sich dort 51,7 Prozent der Hanseaten gegen die Olympischen Spiele aus. aus. Auch über eine neuerliche Bewerbung könnte es zu einer Abstimmung kommen: Der DOSB verlangt Plebiszite als Voraussetzung für die Bewerbung.
In Berlin wäre es nach aktueller Rechtslage allerdings nicht möglich, dass der Senat selbst eine solche Abstimmung anstößt. Denn in der Hauptstadt können Volksentscheide nur durch Unterschriftensammlungen von unten in Gang gesetzt werden. Sollte sich ein Volksbegehren gegen die Berliner Olympia-Bewerbung zusammenfinden, kann sich Kristian Ronneburg gut vorstellen, dass auch die Linkspartei das Vorhaben unterstützen wird. »Unsere Ausrichtung ist Nolympia, das haben wir auf unserem letztem Parteitag noch mal bekräftigt«, sagt er.
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