• Politik
  • Interview mit Peace for Future

»Für junge Menschen ist die Friedensbewegung schwer zugänglich«

Der Friedensbewegung fehlt die junge Generation. Sandra Klaft von Peace for Future will das ändern

  • Gisela Dürselen
  • Lesedauer: 3 Min.
Vor allem ältere Menschen sind Teil der Friedensbewegung. Sandra Klaft versucht, insbesondere junge Menschen für den Friedensaktivismus zu gewinnen.
Vor allem ältere Menschen sind Teil der Friedensbewegung. Sandra Klaft versucht, insbesondere junge Menschen für den Friedensaktivismus zu gewinnen.

»Friedensfähig statt kriegstüchtig werden? Wie du dich für Frieden einsetzen kannst« so lautet der Titel Ihres Workshops, den Sie bei der Friedenskonferenz im Rahmen der Gegenveranstaltungen zur diesjährigen Sicherheitskonferenz anbieten. Was erwartet die Teilnehmenden?

Der Workshop soll die Ohnmacht überwinden, die viele von uns empfinden, wenn wir uns über die großen Krisen und Kriege in der Welt informieren, und in die Handlungsfähigkeit führen. Wir reflektieren über Möglichkeiten, uns individuell für mehr Frieden einzusetzen. Bei praktischen Übungen schulen wir zudem die eigene Konfliktfähigkeit. Zielgruppe sind junge Erwachsene.

Seit Februar 2024 sind Sie Projektleiterin und Referentin für Friedensbildung bei Peace for Future und der Deutschen Friedensgesellschaft DFG-VK Frankfurt. Als bundeweites Netzwerk richtet sich Peace for Future speziell an junge Menschen. Wie kam es dazu?

Den Anstoß zu unserer Arbeit hat die Initiative der Evangelischen Landeskirche in Baden »Sicherheit neu denken« gegeben: aus der Erkenntnis heraus, dass die Friedensbewegung es lange Zeit versäumt hat, junge Menschen zu erreichen und es nun wichtig ist, dieses Thema zu priorisieren, um ein langfristiges Fortbestehen der Bewegung zu sichern.

Interview

Sandra Klaft ist Projektleiterin von Peace for Future und Referentin für Friedensbildung der DFG-VK Frankfurt. Sie hat Friedens- und Konfliktforschung studiert. Mit ihr sprach Gisela Dürselen.

Was machen Sie anders?

Unsere Angebote sind speziell auf die junge Zielgruppe zugeschnitten – sowohl im Format als auch in der Ansprache. Die meisten jungen Erwachsenen stoßen über unsere Bildungsangebote auf uns. Viele lassen sich als Friedensmentor*innen ausbilden. Durch unsere bundesweite Community bieten wir darüber hinaus die Möglichkeit, sich sowohl bundesweit als auch lokal mit anderen jungen Friedensinteressierten zu vernetzen. Dies bietet nicht nur Räume für Austausch über friedenspolitische Themen, sondern auch die Möglichkeit, sich gegenseitig im eigenen Engagement zu stärken. Neben unseren Lokalgruppen in Freiburg, Berlin und Frankfurt sowie den Kontakten in digitalen Austauschräumen bringen wir dieses Jahr zum ersten Mal unsere Community auch physisch zusammen: zum ersten Peace-for-Future-Sommercamp. Darauf freuen wir uns schon sehr.

Wie reagieren die Jungen?

Unsere Angebote werden gut angenommen, und das Feedback nach unseren Friedensmentor*innen-Ausbildungen ist jedes Mal wirklich herausragend. Ich denke, dass wir im Bildungsangebot eine Lücke füllen zwischen schulischer Friedenspädagogik und teuren Ausbildungen, die sich Auszubildende und Studierende häufig nicht leisten können. Wir bieten einen Einstieg ins Thema, aber auch Vernetzung mit Gleichgesinnten und vermitteln Kontakte, Handwerkszeug und Begleitung für ein Engagement.

… und die Alten?

Durch die Anbindung meiner Stelle an die DFG-VK sitze ich direkt an der Schnittstelle zwischen Jung und Alt und erlebe das Wirken aller Generationen hautnah mit. Insbesondere von der älteren Friedensbewegung kommt immer wieder der Wunsch, sich mit Jüngeren auszutauschen. Im vergangenen Jahr haben wir deshalb zum Beispiel einen Online-Generationenaustausch organisiert. Durch unsere inzwischen gut aufgebauten Kontakte mit etablierten Friedensorganisationen verstehen wir uns zudem als Anlaufstelle für junge Menschen in der Friedensbewegung.

Durch die Generationenlücke empfinden jüngere Menschen die Bewegung häufig als schwer zugänglich: Die Engagierten der »alten« Friedensbewegung aus den 80er Jahren sind mittlerweile zwischen 60 und 70 Jahre alt. Dann kamen Jahrzehnte, in denen das Friedensthema aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwand, weil es als nicht mehr so relevant wahrgenommen wurde.

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Und wo sind noch Schwierigkeiten?

Aus meiner Sicht machen unterschiedliche Verständnisse davon, was ein Friedensengagement ausmacht und wie Selbstorganisation in Bewegungen funktioniert, es herausfordernd, die verschiedenen Generationen zusammenzubringen. Dies fängt bereits dabei an, dass junge Menschen sich durchaus für Frieden und gegen Gewaltstrukturen einsetzen, sich aber sehr selten als Teil der Friedensbewegung sehen.
Eine größere Herausforderung für uns ist allerdings eine finanzielle. In einer Zeit, in der überall staatliche Mittel für die Zivilgesellschaft gekürzt werden, ist es keine leichte Aufgabe, Fördergelder zu akquirieren. Aktuell sind wir deshalb für einen Großteil unserer Arbeit auf private Spendengelder angewiesen.

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