Friede Springer: Ehrenlose Ehrenbürgerin von Berlin

Patrick Volknant hadert mit der Ehrenbürgerschaft für Friede Springer

Friede Springer, Verlegerin
Friede Springer, Verlegerin

Dem Satiriker Max Goldt (wir alle kennen das Zitat) dürfte es schon mal nicht gefallen: Friede Springer, Großaktionärin des Springer-Verlags, wird am Mittwoch durch den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zur Berliner Ehrenbürgerin ernannt – und damit für ein Geschäftsmodell belohnt, das zu beachtlichen Teilen auf Verleumdung, Hetze und der Erzeugung menschlichen Leids fußt.

Wozu die »Bild« in Höchstform beitragen kann, stellt Springers Vorzeige-Medium immer wieder unter Beweis. Nach der Trennung von Fußballstar Jérôme Boateng, begleitet durch reißerische, vom Presserat gerügte Berichterstattung, nahm sich das Model Kasia Lenhardt vor gut einem Jahr das Leben. Agitation gegen die Schwächsten der Gesellschaft, gegen Geflüchtete und Bürgergeldempfänger*innen, gehört für Deutschlands auflagenstärkste Tageszeitung zum Tagesgeschäft. Oder wie es Wegner mit Blick auf die davon stets profitierende Springer formuliert: »Unternehmertum in sozialer Verantwortung gehört zur Tradition ihres Hauses.«

Zum Dank für ihren aufopferungsvollen Dienst an der Gesellschaft kann sich die laut »Forbes« 2,9 Milliarden schwere Witwe nun über einzigartige Prämien freuen. Neben einer Reihe von Vergünstigungen und dem Anrecht auf ein Ehrengrab erhält Springer das Privileg, einen Künstler oder eine Künstlerin mit der Gestaltung eines Porträts zu beauftragen. Wäre die Welt gerecht, würde der Pinsel beim ersten Strich in Flammen aufgehen. Stattdessen regnet es Ruhm für den moralischen Bankrott. CDU-Mann Wegner sollte sich Gedanken machen, ob ihm dieses Signal aus rein parteipolitischer Perspektive gefallen kann. Die AfD lässt grüßen.

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