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DB will VBB-Kunden vor Intercity-Türen setzen
Vertrag zur Anerkennung von Nahverkehrstickets in IC- und ICE-Zügen gekündigt
Mit dem Deutschlandticket im Intercity oder ICE von Prenzlau oder Elsterwerda nach Berlin düsen – das soll zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 Geschichte sein. Ebenso soll dann auch die Nutzung von Fernverkehrszügen zwischen Potsdam und Cottbus mit VBB-Fahrkarten nicht mehr möglich sein.
Denn der Betreiber der Züge, DB Fernverkehr, hat den Vertrag mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) gekündigt. Das bestätigt der VBB auf Anfrage von »nd«. Ab 14. Dezember werden Fernzüge in Berlin und Brandenburg somit wohl nur noch mit Fahrkarten des Fernverkehrs genutzt werden können.
»Durch die Anerkennung des Deutschlandtickets seit Ende November 2023 fahren heute sehr viel mehr Nahverkehrsreisende in den Fernzügen als zuvor absehbar. Dadurch sind die Züge vor allem zwischen Elsterwerda und Berlin regelmäßig überfüllt«, teilt ein Sprecher der DB mit.
Bis zu 20 Minuten schneller als die Regionalzüge sind die sieben Fernzüge von Berlin nach Elsterwerda, die derzeit genutzt werden können, auch um die Zwischenhalte am Flughafen BER und in Doberlug-Kirchhain zu erreichen. In der Fahrplanauskunft sind sie zu erkennen an den dort vergebenen Liniennummern RE17 und RE27, die in keinem VBB-Netzplan auftauchen.
Bei Deutschlandticket-Nutzenden hatte sich bereits herumgesprochen, dass sie für günstige Fahrten nach Dresden genutzt werden können. Über 20 Euro billiger kann ein Super-Sparpreis-Fernverkehrsticket sein, wenn man erst ab Elsterwerda statt ab Berlin nach Dresden löst.
Eine VBB-Einzelfahrt für den ICE von Berlin nach Prenzlau kostet mit 12,90 Euro auch nur etwas über die Hälfte des Super-Sparpreises von DB Fernverkehr für diesen Dienstag. Immerhin vier Fahrten werden derzeit täglich pro Richtung angeboten. Gehalten wird auch in Bernau, Eberswalde und Angermünde. In der Fahrplanauskunft tauchen diese ICE als RE21 oder RE28 auf.
Nur einmal pro Tag fährt ein Intercity frühmorgens von Cottbus über Berlin nach Potsdam und am frühen Abend in der Gegenrichtung, der als RE56 in der Fahrplanauskunft auftaucht und in dem ebenfalls VBB-Tickets gelten.
»Eine Umstellung auf größere Fahrzeuge und eine Fortsetzung der Kooperation wäre nur bei einer stärkeren Kostenbeteiligung seitens des VBB sowie der Länder Berlin und Brandenburg möglich gewesen«, heißt es von der Deutschen Bahn. Doch die Aufgabenträger seien »trotz intensiver Verhandlungen« nicht dazu bereit gewesen. »Im Interesse der Fahrgäste« bleibe DB Fernverkehr mit den Ländern weiter im Gespräch, »um gegebenenfalls doch noch eine Einigung zu erzielen«, so die Bahn weiter.
Doch danach sieht es derzeit nicht aus, wie aus der Antwort auf nd-Anfrage hervorgeht. »Aktuell werden mögliche Alternativangebote mit Regionalzügen für den Fahrplan 2026 geprüft«, teilt VBB-Sprecher Joachim Radünz mit.
Ob die Strecken überhaupt zusätzliche Nahverkehrszüge aufnehmen könnten, ist zumindest zweifelhaft. Denn auf den Hauptlinien ist die Kapazitätsgrenze meist erreicht. Zudem müsste deren Betrieb wohl ausgeschrieben werden, was bis Dezember kaum zu schaffen sein dürfte.
Angesichts rapide steigender Trassenpreise – auch Schienenmaut genannt – stehen allerdings mäßig ausgelastete Fernzüge bei der Deutschen Bahn auf der Kippe. Gut möglich also, dass viele der Züge, bei denen noch VBB-Tickets gelten, bald gar nicht mehr fahren.
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