Investorengeschacher mit Wohnraum

Das angeschlagene Immobilienunternehmen Adler Group zieht sich aus Nordrhein-Westfalen zurück

Eine sanierte und eine noch unsanierte Fassade eines Plattenbaus. Unsanierte Wohnungen landen bei der Adler Group oft im Notverkauf.
Eine sanierte und eine noch unsanierte Fassade eines Plattenbaus. Unsanierte Wohnungen landen bei der Adler Group oft im Notverkauf.

Zuletzt hatte die schon länger wirtschaftlich angeschlagene Adler Group für Schlagzeilen über unhaltbare Zustände in einigen ihrer knapp 7000 Mietwohnungen im Ruhrgebiet gesorgt. Aufzüge seien monatelang defekt gewesen, notwendige Sanierungen würden kaum durchgeführt und Mieter klagten über Probleme bei der Warmwasserversorgung. Vielleicht auch deshalb hat der Wohnriese Vonovia kürzlich Abstand von einem Kauf der Wohnungen in Nordrhein-Westfalen genommen.

Nun ist bekannt geworden, dass das bundesweit agierende Immobilien-Unternehmen seit Ende Februar nun doch einen Käufer für seine 6788 verbliebenen Wohnungen in NRW (in toto hat die Adler Group 24 935 Mietwohnungen) gefunden hat. Der Immobilienwert liegt laut dem Luxemburger Konzern bei knapp 422,5 Millionen Euro.

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Demnach sind laut Pressemitteilung von Adler 89,9 Prozent ihrer Anteile an Orange Capital Partners (OCP) und One Investment Management (OneIM) veräußert worden. Diese sind laut »WAZ« Tochtergesellschaften des in Nordrhein-Westfalen basierten Cosmopolitan-Portfolios. Eine »weltweit tätige Alternative Investment Management-Firma« ist Eigentümer des Portfolios. OCP hat seinen Hauptsitz in Amsterdam. Dahinter stecken seit 2014 Pensionsfonds, Banken und sogenannte Familiy Offices, die das private Großvermögen von Eigentümerfamilien verwalten. In Dublin, Kopenhagen und Helsinki soll das Unternehmen auch investiert sein. Der Investor OneIM hat Standorte in Abu Dhabi, London und New York.

Postwendend kritisierten Mietverbände und Organisationen diesen Verkauf. Der Mietaktivist und kritische Aktionär Karlheinz Paskuda titulierte ihn als gängige Methode und sprach von Mietwahnsinn. »Der Immobilien-Konzern Adler rettet seine Existenz seit Jahren durch Not-Verkäufe.« Er verkaufe im Ruhrgebiet, 2021 auch in Niedersachsen, alte unsanierte Wohnungen, die in den Bilanzen einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft längst mit null Euro gelistet seien. »Aber in Konzernbilanzen können sie leicht mit dem imaginären Wert von 100 000 Euro geführt werden«, kritisiert Paskuda, der davon ausgeht, dass Mieter nun weiter schlechter gestellt werden, etwa durch Serviceminderung.

Es scheint so, dass die Adler Group sich fokussieren möchte – auf nur noch einen Markt. Dazu passt jedenfalls die Aussage von Karl Reinitzhuber, Geschäftsführer der Adler Group, in der Pressemitteilung, Adler werde sich nun »auf unser optimiertes Mietportfolio im Großraum Berlin fokussieren«. Dort hält die Gruppe 71 Prozent ihrer Immobilien, liest man auf der Webseite. Heißt also: Rückzug aus der Fläche. Denn bereits vor vier Monaten gab es laut einem Medienbericht ein Angebot des größten nordrhein-westfälischen Vermieters, der LEG, für knapp 219 Millionen Euro die Mehrheit an der Adler-Tochter Brack Capital Properties mit 9100 Wohnungen zu übernehmen.

Für Mietaktivist Paskuda ist es höchste Zeit, weiterzudenken: »Die Kommunen müssten die alten Wohnungen zurückkaufen.« Gerade im Ruhrgebiet, aber auch in Niedersachsen, seien die Kommunen finanziell nicht dazu in der Lage. »Es wäre auch zu schön für die Konzerne, nach jahrelanger Auspressung der maroden Wohnungen nun auch noch mit hohen Kauferlösen belohnt zu werden«, sagt Paskuda.

Vergesellschaftung fordert er daher als Lösung gegen den »Mietwahnsinn«. Alle Wohnungen der Konzerne, die mehr als 3000 Wohnungen besäßen, sollten vergesellschaftet und dann vom Bund an die kommunalen Wohnungsgesellschaften übergeben werden. Als Entschädigung solle den Konzernen ein »realer Preis« gezahlt werden, also weitab von Spekulationsgewinnen und nah dran am realen Wert der Wohnungen.

Es könnte den Immobilienkonzernen nun auf die Füße fallen, dass sie ihre Wohnungen mit einer hohen Verschuldung erworben hatten. Paskuda: »Schuldner wie Vonovia könnten für die Ausgabe einer Anleihe in naher Zukunft sicher um die fünf Prozent zahlen.« Das würde bedeuten, die Konzerne wären nicht mehr liquide und würden wahrscheinlich ihre Überlebenschance auch in geringeren Instandhaltungskosten und höheren Mieten und Nebenkostengewinnen suchen. »Ein konsequenter Mietendeckel konterkariert diese Strategie. Wir haben dann bei der Vergesellschaftung gute Chancen, die Entschädigungen gering zu halten und dieses Ausbeutungssystem zu beenden«, so Paskuda.

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