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Endlich wieder Arbeit!
Wären wir alle ein bisschen wie der Osterhase, müsste die Schuldenbremse nicht fallen, meint Andreas Koristka
Der letzte gesetzliche Feiertag in Berlin war der 8. März. Das einzig Gute an ihm war, dass er auf einen Sonnabend fiel. Damit war er weit weniger wirtschaftsschädlich als viele andere Feiertage, die mit schöner Regelmäßigkeit auf reguläre Werktage fallen. Dennoch liegt es auf der Hand, dass es nicht zielführend ist, ausgerechnet am Frauentag die Supermärkte schließen zu lassen. Dadurch wurde es Millionen von Männern unmöglich gemacht, ihre Solidarität mit dem Kampf der Frauen um Gleichberechtigung mit dem Kauf eines hübschen Tulpenstraußes von Aldi zum Ausdruck zu bringen. Zusätzlich litt das Bruttoinlandsprodukt. Was hat all das noch mit Emanzipation zu tun?
Andreas Koristka ist Redakteur der Satirezeitschrift »Eulenspiegel«. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter dasnd.de/koristka.
Aus der Wirtschaft hört man nun, dass ein Feiertag gestrichen werden soll, um unser Deutschland wieder wirtschaftlich in die Spur zu bekommen. Der Berliner Frauentag wird es natürlich nicht sein, weil er im nächsten Jahr ohnehin auf einen Sonntag fällt. Es darf auch kein Tag im Winter sein, weil bei Sturm und Eis viele Baustellen ruhen und somit nichts gewonnen wäre. Aus diesem Grund wird der zweite Weihnachtsfeiertag also auch kein Arbeitstag.
Naheliegender ist da schon der Reformationstag, weil es sowieso dem protestantischen Naturell entspricht vom ersten bis zum letzten Sonnenstrahl zu malochen. Aber wie viel schöner und sinnvoller wäre es, einen bundesweiten Feiertag ins Auge zu nehmen. Und wenn die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz wirklich Eier hat, kann das nur der Ostermontag sein.
Das Osterfest ist mit der Kreuzigung am Freitag und der Wiederauferstehung am Ostersonntag einfach durcherzählt. Der Ostermontag ist ein überflüssiger Nachklapp, den sich kein Volk leisten kann, das sich de facto schon im Krieg mit Wladimir Putins Russland befindet. Jesus jedenfalls hätte sicher nicht gewollt, dass wir den dritten Weltkrieg nur deshalb verlieren, weil sich einige nach der anstrengenden Nestchen-Suche einen weiteren Tag sortieren möchten.
Der Ostermontag widerspricht dem österlichen Spirit. Jesus ruhte sich nicht sonderlich lang im Himmel aus, sondern stand umgehend auf. Und das nach einer kräftezehrenden Kreuzigung! Der Osterhase, um einen anderen wichtigen Player dieses Festes nicht zu vergessen, bemalt jedes Jahr Abermilliarden Eier. Und das eigenpfötig! Der rackert das ganze Jahr durch, ohne einen einzigen Feiertag! Er ist der erste und der letzte im Osterhasenbüro und hat eine Arbeitsmoral, nach der sich die Wirtschaftsverbände in diesem Land alle zehn Finger lecken würden.
Der Osterhase käme nie auf die Idee, am 8. März nicht durchzuarbeiten, nur weil Frauentag ist. Ihn muss man weder mit Karenztagen noch mit Leistungsentzug beim Bürgergeld zur Arbeit zwingen. Der Osterhase will kein Kindergeld, ist niemals krank und hat für seine Ausbildung kein Bafög in Anspruch genommen. Obwohl er einem sehr bildungsfernen Haushalt entstammt und nur die Hoppelhäschenschule besucht hat, hat er es ohne staatliche Hilfen in eine Spitzenposition gebracht.
Wären wir alle ein bisschen mehr wie der Osterhase, dann sähe sich Friedrich Merz nicht gezwungen, mit fragwürdigen Methoden die Schuldenbremse auszuhebeln. Ehren wir also diesen wundervollen Hasen und gehen wir am Ostermontag endlich zur Arbeit!
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