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Tierpark Berlin: Bären von 1955 bis heute
In Friedrichsfelde werden zum 70. Geburtstag der weltweit einzigartigen Anlage historische Tierplakate gezeigt
Elefanten sind übergangsweise im Tierpark im Berliner Ortsteil Friedrichsfelde nicht in Aktion zu erleben. Er baut sein Dickhäuterhaus neu und hat einstweilen die verbliebenen Exemplare abgegeben. Aber Affen und Giraffen, Bären und Bisons sind in echt zu besichtigen – und jetzt auch gezeichnet auf alten Werbeplakaten. Mehr als 100 solcher Plakate sind in der Geschichte des Tierparks entstanden. Eine Auswahl von 52 wird nun in der Freilichtbühne am Terrassencafé »Kakadu« gezeigt.
Zoodirektor Andreas Knieriem präsentierte diese neue Dauerausstellung am Donnerstag. Es ist der Auftakt für die Feiern zum 70. Geburtstag des größten innerstädtischen Zoos der Welt. Eröffnet wurde er einst am 2. Juli 1955 an einem Samstag, weil da viele Gäste sich die Zeit für den Besuch nehmen konnten. Nun fällt der Geburtstag auf einen Mittwoch – und von diesem Termin an soll bis zum Wochenende durchgefeiert werden, wie Knieriem ankündigt.
Der Zoologische Garten in Westberlin ist deutlich älter. Er eröffnete bereits am 1. August 1844 und zählt heute 3,7 Millionen Besucher im Jahr, die dort rund 20 000 Tiere bestaunen können. Der Tierpark im Osten entstand überhaupt nur wegen der Teilung der Stadt in den Zeiten des Kalten Krieges. Doch das 160 Hektar große Areal hat auch seine Reize, obwohl es lediglich halb so viele Tiere beherbergt wie der Zoologische Garten und lediglich 1,7 Millionen Besucher anlockt. Der Tierpark sei »einzigartig«, schwärmt Direktor Knieriem. Ihn zu kennen, gehöre eigentlich zum »Pflichtprogramm«. Die Alteingessenen kommen gern. Bei den vielen Zugezogenen könnte der Tierpark noch bekannter werden, findet Knieriem. Die Plakatausstellung leiste jetzt vielleicht einen Beitrag dazu.
Nicht von ungefähr gefällt Knieriem deshalb ein ganz frühes Plakat von 1955 besonders. Es zeigt einen weißen und einen schwarzen Schwan mit der Aufforderung: »Kommt in den Tierpark Berlin!« Es ist ein Hochformat wie bis auf zwei Querformate alle anderen Plakate, die jetzt an der Freilichtbühne angebracht sind. Es sind mit den Jahren auch Plakate mit Fotos entstanden. Doch typisch sind und Sammlerwert haben die gezeichneten – und nur die werden hier präsentiert. Allein 17 gezeigte Plakate hat der mittlerweile 85 Jahre alte Reiner Zieger gezeichnet. Er ist der wichtigste zeitgenössische deutsche Tiermaler. Alle 52 sind »mit Inbrunst« und »großer Kunstfertigkeit« gestaltet, betont Knieriem. Tierparkgründer Professor Heinrich Dathe sei »ein Ästhet« gewesen.
Dathe kam aus dem Leipziger Zoo, um in Berlin etwas völlig Neues zu erschaffen. Er entwarf einen Plan, der zwar nie ganz erfüllt wurde. Sonst würden hier mehr Gebäude stehen. Aber die Anlage sei schrittweise so entwickelt worden, dass eins zum anderen passt, lobt Knieriem, der die Leitung 2014 übernahm. Dathe war 34 Jahre lang und noch im hohen Alter Direktor. Er starb 1991. Wer alt genug ist, kennt ihn aus dem Tierpark-Teletreff, einer beliebten Sendereihe des DDR-Fernsehens.
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