Schnecken im Rhabarber
Der Wonnemonat hat sich verabschiedet, und wonnevoll genießen wir weiter Grün mit vielen Farben kleiner und großer Blüten dazwischen. Zwei Arten von Stielgemüse haben ihre begrenzte Saison: Rhabarber und Spargel. Die meisten werden den einen fast nur als Kompott und Kuchenbelag kennen. Aber Rhabarber, der schon 2700 v. Ch. in einem chinesischen Kräuterbuch erwähnt und dessen Wurzel lange als Heilmittel genutzt wurde, kann auch in einer kräftigen Brühe gekocht und pikant abgeschmeckt werden. Ein Löffel saure Sahne oder Joghurt und ein paar Tropfen Tabasco machen die Suppe zu einem ungewöhnlichen Rhabarbergenuss, der zwischen salzig und sauer liegt. Zucker wird nur minimal zur Geschmacksabrundung benötigt.
Rhabarbers Blätter eignen sich bekanntlich nicht zum Essen, aber, an verschiedenen Plätzen im Garten verteilt, als Unterschlupf für nackte Schnecken. Dort sammle ich die Gefräßigen morgens ab und mache mich bei Hühnern und Enten in der Nachbarschaft beliebt, die sie gierig frühstücken. Begnügten sich die Weichtiere damit, abgestorbene Pflanzenteile zu zerraspeln, würden sie dem Tod auf dem Hühnerhof entgehen. Auf dem Komposthaufen wären sie bestens aufgehoben, da könnten sie fressen so viel sie wollen. Aber nein, sie lassen sich von Leckerbissen wie kleinen Gemüsepflanzen und unseren Lieblingsblumen verführen.
Wenn Schnecken zum Schrecken werden, weil sie nicht in Maßen, sondern in Massen durchs Gelände ziehen, wird es schon manchmal ungemütlich. Trotzdem: Schneckengift, das zum Austrocknen der Tiere führt, im Garten – nein, danke. Es würde auch die Weinbergschnecke treffen, unsere größte Landschnecke. Sie ist nicht nur schön, sondern richtet nach meinen Beobachtungen weniger Schaden an als sie nützlich ist, frisst sie doch auch die Eier der Nacktschnecken. Und sie gehört zu den geschützten bedrohten Arten. Zum Thema »zu viele Schnecken« das nächste Mal ein paar Abwehrüberlegungen.
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