Die Branche feiert nicht

  • Bernd Zeller
  • Lesedauer: 2 Min.

Wie gewohnt findet in Frankfurt die Frankfurter Buchmesse statt, bei der im Gegensatz zur Leipziger Buchmesse weniger die Literatur im Vordergrund steht, sondern das Partyleben der Verlage. Um das zu finanzieren, müssen die Verlage Bücher verkaufen und Leser erreichen, sodass alle einen Nutzen aus dem Geschäft ziehen. Als Leser macht man sich zu wenig Gedanken darüber, dass man das Produkt eines Festwesens in den Händen hält.

In diesem Jahr aber wurden die Partys drastisch reduziert. Die Verlage haben nichts zu feiern, und wenn doch, dann wollen sie lieber bei den anderen Verlagen mitfeiern, statt selbst eine Feier zu veranstalten. Bei Suhrkamp wurde gebeten, eine Quittung mitzubringen, die belegt, dass man im letzten Jahr ein Suhrkamp-Buch gekauft hat, um sie in einen Getränkebon einzutauschen. Wer nur Rezensionsexemplare bekam, musste mindestens eine wohlwollende Besprechung nachweisen, um ein Glas Sekt zu erhalten. Rowohlt verlangte von den Gästen jeweils eine Schüssel Nudelsalat, wahlweise einen Beitrag zur Bowle. Piper vergab die Einladungen über eine Quiz-Hotline, bei der niemand durchkommt, aber trotzdem ein Euro pro Anruf abgebucht wird. Diogenes feierte passenderweise in einer Tonne, verbunden mit der Bitte an die Umstehenden, aus der Sonne zu gehen. Nur Hanser konnte eine Party im alten Format ausrichten, da man die Nobelpreisträgerin verpfändet hatte.

Die Einladungen für Schriftsteller sollten nur über eine Auktion angeboten werden. An der Summe, die ein Autor für eine Einladung bietet, könnten die Verleger dessen Ernsthaftigkeit ablesen. Wer eine mehrstellige Summe aufbringt, muss Geld haben, also ist er erfolgreich, also ist er gut, also kann man getrost ein Buch von ihm herausbringen. Kleinere Verlage ließen ihren Empfang von Brezelproduzenten ausrichten und dürfen im Gegenzug allen Brezelpackungen ein Buch beilegen.

Für Überraschung in der Branche sorgte die Entscheidung des Nobelpreiskomitees, Barack Obama nicht den Literaturnobelpreis zu verleihen, obwohl zu erwarten ist, dass er nach seiner Präsidentschaft seine Biografie schreiben wird.

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