Tödliche Waffe
In sechs Monaten starben drei Menschen durch Pfeffersprayeinsätze
Die bundesdeutsche Polizei nimmt durch Einsätze von Pfefferspray trotz besseres Wissens schwere Verletzungen und Todesopfer in Kauf.
Im vergangenen halben Jahr kam es in Deutschland zu mindestens drei Todesfällen, die durch den Einsatz des Sprays durch Polizeibeamte verursacht wurden, berichtete das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« kürzlich. Während zwei Tote unter Drogen gestanden hätten, sei dem Dritten kurz vor dem Einsatz des Sprays ein Beruhigungsmittel verabreicht worden.
Kritiker des Einsatzes von Pfefferspray warnen seit Jahren vor tödlichen Nebenwirkungen. Doch die deutsche Polizei benutzt die Sprühwaffe trotz aller Warnungen von Medizinern nach wie vor, um gegen Demonstranten und Fußballfans vorzugehen.
Pfefferspray basiert auf dem Wirkstoff Capsaicin, dem chemischen Scharfmacher in Paprika- und Chilischoten. Durch den Kontakt mit Augen und Gesicht wird heftiger Schmerz hervorgerufen, der es dem Betroffenen unmöglich macht, die Augen zu öffnen und sich zu orientieren. Augenärzte warnen vor dauerhaften Schäden an Horn- und Bindehäuten. Eingeatmet kann Pfefferspray insbesondere bei Asthmatikern zu lebensbedrohlichen Anfällen führen.
Wissenschaftlich kann die Versicherung, Pfefferspray sei ungefährlich, kaum untermauert werden: Die Ergebnisse der wenigen Studien, die vorliegen, sind auf die Realität nicht übertragbar und realitätsnahe Untersuchungen fehlen. So wurden zwar Probanden gezielt dem Stoff ausgesetzt, die Augen jedoch unmittelbar nach dem Kontakt fachgerecht ausgewaschen. Damit konnte die längere Einwirkzeit, wie sie bei Opfern eines Pfefferspray-Einsatzes auf Demonstrationen die Regel ist, nicht untersucht werden. Außerdem wurden Probanden zu ihrer eigenen Sicherheit angehalten, das Pfefferspray nicht einzuatmen, was sich in der Realität hingegen kaum vermeiden lässt.
Während Pfefferspray bei seiner Einführung noch zum Einsatz gegen Drogenkonsumenten und psychisch Erkrankte empfohlen worden war, zeichnet sich nunmehr die tödliche Gefahr für die besagten Personengruppen ab. Trotz dieser Erkenntnisse stellen weder Polizeivertreter noch Politiker den Einsatz der lebensbedrohlichen Sprühwaffe infrage.
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