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Leseprobe

Wehrmacht in Griechenland

  • Lesedauer: 2 Min.

Heute sind sichtbare Spuren der Kriegszeit kaum mehr zu erkennen. Zum Beispiel ist eine Flakstellung im Süden der Insel Kreta mit Macchia fast vollständig überwachsen, die deutschen Inschriften und auch die Mosaike sind dem Verfall preisgegeben. Auch die Geschichte Griechenlands während der Zeit des Zweiten Weltkrieges ist einer breiten europäischen Öffentlichkeit kaum bekannt obwohl sie historisch besonders von deutscher Seite inzwischen gut dokumentiert ist. Die Rezeption der Gräuel wurde von der deutschen Universitätsforschung lange weitgehend ignoriert, obwohl sich einer der zwölf Nürnberger Nachfolgeprozesse mit den Massakern auf dem Balkan beschäftigt hatte. Diese Ignoranz ist auch damit zu erklären, dass die bundesrepublikanische Justiz die Verbrechen zumeist im Sinne der nationalsozialistischen Interpretation des Militärrechts als »Sühnemaßnahmen« behandelt und fast durchgängig gerechtfertigt hatte. Es gab nur ein einziges Hauptverfahren wegen deutscher Kriegsverbrechen in Griechenland. Für die Erschießung von sechs Zivilisten wurde der verantwortliche Hauptmann freigesprochen ...

In der historischen Forschung so gut wie ausgespart wurden die Beziehungen zwischen deutschen Besatzungssoldaten und einheimischen Frauen und deren gemeinsamen Kindern. Auch hierbei ist wiederum Griechenland eines der letzten Besatzungsländer, in dem dieses Thema bis zum Jahre 2006 in den Medien verschwiegen wurde. Es ist auch heute noch in der breiten Bevölkerung tabuisiert ... Nach unzulässigen Angaben gibt es etwa 100 dieser Kinder in Griechenland ... Mit dieser geringen Zahl ist Griechenland eine Ausnahme in den besetzten Ländern ... Die geringe Anzahl und das lange Schweigen lässt auf Ursachen schließen, die in der europäischen Besatzungsgeschichte einmalig und vor allem in der griechischen Gesellschft begründet sind, vielleicht auch in den ganz besonderen deutsch-griechischen Beziehungen.

Aus Kerstin Muth »Die Wehrmacht in Griechenland – und ihre Kinder« (Eudora-Verlag, 208 S., br., 24,90 €).

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