Langer Atem

Standpunkt von Kurt Stenger

Es ist klar, dass die Kreditlinien für Griechenland rasch beschlossen werden müssen. Die einzige Alternative wären noch massivere Verwerfungen, als sie die Athener Sparpakete beinhalten, und die Gefahr von Spekulationsattacken auf andere Euro-Staaten. Gleichzeitig müsste die Bundesregierung endlich ihre Widerstände gegen eine strenge Regulierung der Finanzmärkte aufgeben, damit sich solche Krisen nicht wiederholen. Doch Realpolitik ist ein mieses taktisches Spiel: Die Kanzlerin drängt ohne Abstriche auf das Athener Sparpaket, obwohl dies die soziale Stabilität Griechenlands bedroht. Zu Hause lässt sie sich von der Opposition Zustimmung zum Eilverfahren geben, Einfluss auf die ergänzende Entschließungserklärung bekommt diese aber nicht.

Dass Schwarz-Gelb nun die Schaffung einer EU-Ratingagentur befürwortet, darf nicht als Entgegenkommen verstanden werden. Pläne dafür liegen längst in Brüsseler Schubladen, doch wurden sie wie vieles nach der Entspannung der Finanzkrise auf die lange Bank geschoben. Gleichzeitig wäre die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, die die SPD als Gretchenfrage für ihre Zustimmung ansieht, alleine nicht ausreichend.

Dies zeigt, dass nach den Notkrediten das Ringen um eine ernsthafte Finanzmarktregulierung und eine soziale, ökonomisch vernünftige Neuordnung der Euro-Währungsunion erst richtig beginnen müsste. Die eigentliche Gefahr für die Bürger in Europa ist, dass genau dies wieder nicht geschieht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.