Reflektion

IM-Akte Christa W.

  • Lesedauer: 2 Min.

IM stand da, ich habe es nicht glauben wollen.« Mit diesen Worten berichtet die Schriftstellerin Christa Wolf (81) erstmals ausführlich über ihre Erlebnisse in der Stasi-Unterlagenbehörde. Dort war sie nach dem Zusammenbruch der DDR vor 20 Jahren nach der vorhergehenden, tagelangen Lektüre der 42 Stasi-Akten über ihre eigene Bespitzelung in der DDR (»Ich fühlte mich besudelt«) auch auf eine dünne sogenannte »Täterakte« über ihre kurzzeitige Zusammenarbeit mit der Stasi Ende der 50er Jahre gestoßen. Zu lesen ist das in ihrem neuen Roman »Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud«, der am 21. Juni im Suhrkamp Verlag erscheint. Bereits am 16. Juni will Christa Wolf das Buch in einer Deutschland-Premiere in der Berliner Akademie der Künste vorstellen, deren Mitglied sie ist.

»Ich will herausfinden, wie ich damals war. Warum ich mit denen überhaupt geredet habe. Warum ich sie nicht sofort weggeschickt habe«, notierte Christa Wolf. Vielleicht, weil »ich sie noch nicht als ›die‹ gesehen habe, glaube ich.« Nur zwei, drei Jahre später »hätte ich ›die‹ nicht mehr zur Tür hereingelassen. Anderen habe ich das dann mit Erfolg geraten.« Als Freunde ihr später sagten, sie habe doch niemandem geschadet, meinte die Schriftstellerin: »Doch, sagte ich trotzig. Mir selbst.«

Der Buchtitel »Stadt der Engel« meint Los Angeles, wohin sich die Schrifstellerin Anfang der 90er Jahre und auf dem Höhepunkt des »deutsch-deutschen Literaturstreits« um sie für einige Monate zurückgezogen hatte. Die Erzählerin in dem Roman gerät in eine existenzielle Krise. In zahlreichen Gesprächen im idyllischen Hotel in Santa Monica und in Selbstreflexionen nähert sie sich dem, »was sie quält«. Nach der Entdeckung der eigenen »Täterakte« trieb Christa Wolf vor allem die Frage um: »Wie konnte ich das vergessen?« dpa

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