Nur ein Feigenblatt der G8
An den Börsen, so konnte man gestern hören, seien die Ergebnisse des Doppel-Gipfels der G-Gruppen am Wochenende positiv aufgenommen worden. Unverbindliche Ziele bei der Schuldenreduzierung, keine Einigung auf schärfere Spielregeln für die Banken, einstige Versprechen an die ärmsten Länder klammheimlich und kostensparend fallen gelassen – nicht nur für die in Toronto vertretenen Hilfsorganisationen ist diese Bilanz dagegen eine große Enttäuschung.
Da sind neue Zusagen im Kampf gegen die Kinder- und Müttersterblichkeit lediglich ein fadenscheiniges Feigenblatt, weil aus Sicht der Betroffenen und der Helfer völlig unzureichend. Man möge nur den Beitrag über den massiven Ärztemangel in Afrika auf dieser Seite lesen. Auch er zeigt, wie weit wir noch von den beiden sogenannten Millenniumszielen der UNO entfernt sind, den Tod von Kindern unter fünf Jahren bis 2015 um zwei Drittel zu reduzieren, und den bei Müttern um drei Viertel.
Schon 2005 im schottischen Gleneagles hatten die G8-Staaten versprochen, die Hilfe um 50 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Nun mussten selbst sie einräumen, dass man mindestens zehn Milliarden Dollar von diesem Ziel entfernt liege, Nichtregierungsorganisationen gehen sogar von der doppelten Summe aus. Und die ursprüngliche Zusage taucht erst gar nicht mehr im diesjährigen Abschlussdokument des G8-Gipfels auf. Das bisher ausgebliebene Geld dürfen die armen Länder wohl abschreiben, obwohl die Vereinten Nationen etwa 24 Milliarden US-Dollar bis 2015 für unbedingt notwendig erachten.
Da sind die nun mit großer Geste für die nächsten fünf Jahre angekündigten fünf Milliarden Dollar der reichsten Länder dieser Welt nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und ein Skandal.
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