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Prächtige Deutsche

Spenden(un)lust?

  • Lesedauer: 3 Min.
Prächtige Deutsche

M an soll auf die Reichen nicht immer nur schimpfen. Sie sind doch so generös! Der Beispiele kennt die Geschichte viele. Sie finanzierten nicht nur Kriege, wie etwa die Fugger Kaiser Maximilian I. und dessen italienischen Feldzug von 1496. Der Kaiser bedankte sich artig, indem er dem Augsburger Familienunternehmen weitere Handelsprivilegien schenkte und Gesetze für sie änderte. Jacob der Reiche hat 1514 die Fuggerei begründet, die noch heute einer überschaubaren Schar mittelloser Bürger gegen einen Obolus von 88 Cent im Jahr nebst drei Gebeten am Tag Obdach gewährt. Ohne diese Institution hätte es vielleicht keinen Wolfgang Amadeus Mozart gegeben, hat sie doch auch seinem Großvater Nächstenliebe zukommen lassen.

Um wie viel ärmer wäre überhaupt die Menschheit, wären da nicht allzeit spendable Männer und Frauen gewesen. Kein Donatello ohne Cosimo de' Medici, kein Botticelli, Michelangelo oder Leonardo ohne »il Magnifico«, den »prächtigen« Lorenzo von Florenz. Und so ist es noch heute. Freilich, Mäzene handeln nicht ganz uneigennützig, wie Josef Abs von der Deutschen Bank einst ausplauderte: »Die Kreditwirtschaft wie auch die Industrie oder private Mäzene haben das verständliche Bedürfnis, jenseits der Welt ihrer beruflichen Belange einmal Uneigennützigkeit zu üben, auf der anderen Seite aber auch den Wunsch, jenen Glanz, der von den schönen Künsten ausstrahlt, auf sich selbst zu lenken.« Die Prächtigen.

Nun aber scheint ein neues Kapitel in der Geschichte der Reichen-Spendenlust aufgeschlagen. 40 US-Milliardäre wollen die Hälfte ihres Vermögens verschenken. Die Welt ist irritiert, weiß nicht, was sie davon halten soll. Ehrlich gemeint oder nur ein PR-Gag? Es ist noch nichts darüber bekannt, für wen oder was die irrwitzigen Summen gedacht sind. Für wohltätige Zwecke, natürlich. Aber wer entscheidet, was eine Wohltat ist und wer sie benötigt. Und wer verwaltet die Gaben? Karitativen Stiftungen kann man auch nicht mehr so ohne Weiteres trauen. Die große Gier nach Maserati grassiert.

Wie also soll das funktionieren? Warren Buffett, Bill Gates, George Soros & Co könnten die UNO ermächtigen, per Einzugsverfahren jeweils zu Monatsende ihre Konten und ihr Gewissen zu erleichtern. Ob die Vereinten Nationen deren Milliarden aber dann tatsächlich nur zum Wohle aller Notleidenden und Entrechteten auf dieser Welt einsetzen, ist fraglich. Man erinnere sich nur an den Spendenskandal in der UNICEF, in der deutschen Sektion des Kinderhilfswerks.

Sind es solche Erfahrungen, die deutsche Superreiche abhalten, sich dem großen »Spenden-Versprechen« aus den USA anzuschließen? »The Giving Pledge« ist ihnen zu »marktschreierisch«, ließen sie wissen. Apologie des Geizes? Spendenunlust? I wo, das wäre eine Unterstellung. Deutsche Milliardäre geben in aller Bescheidenheit leise, ohne Brimborium. Und nicht nach dem Gießkannenprinzip, auf dass irgendwann die Sahara grünt und blüht. Sie vertrauen ihre Gaben Staatsdienern an. Die sich mit Gesetzen bedanken wie weiland Maximilian I. Was den Fuggern recht war, sollte den Mövenpicks billig sein. Do ut des. Und je größer die Zuwendungen an die Reichen, desto größzügiger können sie spenden. Oder nicht? K.V.

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