Totgesagter

Abdelbasset el-Megrahi / Der vermeintliche Lockerbie-Attentäter plant Autobiografie

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Sache ist zutiefst makaber: Dieser Mann soll gefälligst sterben und zwar von selbst – so war es »versprochen«, nicht von ihm, sondern von seinen britischen Ärzten, und nun tut er es nicht. Der Libyer Abdelbasset Ali Mohammed el-Megrahi war 2001 verurteilt worden, für das Attentat auf eine US-Passagiermaschine im Jahre 1988 verantwortlich zu sein. In dem im britischen Luftraum explodierenden Flugzeug und auch am Boden in dem schottischen Dorf Lockerbie starben damals 270 Menschen; die meisten davon US-Bürger.

Fest steht, dass Megrahi die Tat, die er nie eingestanden hat, wenn überhaupt, dann nicht allein begangen haben kann, jedoch als einziger verurteilt wurde. Fest steht aber auch, dass Libyen Milliarden Dollar an Entschädigungen zahlte, was einem Eingeständnis von Staatsterrorismus sehr nahe kommt. Aber als aufgeklärt kann der Fall Lockerbie nicht gelten.

Megrahi kam vor genau einem Jahr frei und durfte nach Libyen zurückkehren, weil bei ihm eine tödliche Krebserkrankung mit nur noch drei Monaten Lebenserwartung diagnostiziert wurde. Und das ist nun ein Jahr her. Wie die Londoner »Times« meldete, wurde Megrahi in Libyen erfolgreich mit dem Krebsmittel Taxotere behandelt, was nach Aussagen von Fachleuten ein Hinauszögern des Todes um rund 18 Monate erlaube. Das Medikament ist auch in Britannien bekannt, konnte aber in Megrahis Gefängnis angeblich nicht angewendet werden. Dennoch, als ob es des Makabren nicht schon genug wäre, müssen sich nun die vier behandelnden Gefängnisärzte verteidigen, weil ihr Patient noch lebt. Vier US-Senatoren der Demokratischen Partei verlangen allen Ernstes von den Schotten Angaben über deren Studienabschlüsse und Spezialisierungen.

Sofortiger natürlicher Tod oder 20 weitere Jahre Haft – dem 58-jährigen Megrahi gefällt verständlicherweise beides nicht. Er äußerte jetzt, eine Autobiografie schreiben und darin auch seine Unschuld beweisen zu wollen. Was die Beurteilung seines Falles betrifft, dürfte es ihm an Sachkunde nicht mangeln, denn er war nicht Luftterrorist, sondern im Gegenteil Sicherheitschef von Libyan Airlines. Studiert hatte er dafür übrigens in Großbritannien und den USA.

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