Kuren beim östlichen Nachbarn

Studie der Techniker Krankenkasse zu Behandlungen im Ausland

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 3 Min.

Der beste Heilschlamm im Osten, so schwärmen Piestany-Reisende noch heute. Auch die Mineralquellen von Marienbad oder das Glaubersalz in Franzensbad wussten DDR-Bürger zu schätzen. Das scheint bis heute so geblieben, erst recht, seit die traditionellen osteuropäischen Kurbäder wieder in neuem »alten« Glanz erstrahlen. Zahlreiche Besucher aus den neuen Bundesländern wissen sich dort und auch in Polen oder Ungarn gut versorgt. Sie würdigen die Vielfalt der möglichen Heil-Anwendungen, den guten Service und nicht zuletzt die moderaten Preise für Mahlzeiten und Unterbringung, bestätigt eine Befragung der Techniker Krankenkasse (TK).

Die Versicherung konnte 15 540 Fragebögen ihrer Mitglieder mit über 30 000 Behandlungsfällen auswerten. Die Studie zeigte, dass es zwei wesentliche Gründe für eine gezielte Reise in EU-Staaten gab: Einsparung von Kosten und die Kombination von Behandlung und Urlaub. Mehrheitlich waren es Senioren ab 60 Jahren, die sich dafür entschieden. Auch der Trend in den neuen Bundesländern, eher Richtung Osten zu fahren, ließ sich nachweisen. Als Ursachen werden die geographische Nähe und die historische Bindung zwischen der DDR und den östlichen Nachbarn vermutet, denn westliche TK-Mitglieder reisen deutlich seltener in diese Staaten. Allein bei den Reisen nach Ungarn nähern sich die Zahlen an. Dafür könnten die günstigen Angebote für Zahnbehandlungen den Ausschlag geben. Bezogen auf alle TK-Versicherten liegen Österreich, Spanien und Italien noch vor Tschechien und Polen als Zielländer.

Rückenschmerzen, Bandscheibenprobleme und Knochenleiden stehen mit 87 Prozent an der Spitze der geplant im Ausland behandelten Erkrankungen. Mit 24 Prozent folgen Herz-Kreislauf-Probleme, danach Beschwerden des Atmungssystems. Der Studie zufolge wächst die Gruppe von Patienten, die zu Kuren und Eingriffen gezielt ins Ausland reisen. Das sind jetzt schon 40 Prozent aller im Ausland betreuten Patienten, vor sieben Jahren lag dieser Anteil noch bei sieben Prozent. Weniger zufrieden mit dieser Steigerung sind die deutschen Heilbäder und ihre Einrichtungen.

Die TK sieht sich durch die Kuren im Ausland unter dem Strich nicht entlastet. Daher unterstützt sie die Umsteuerung über die Grenzen hinweg nicht. Die Versicherten hätten sich in der Regel bereits bei ihrer Antragstellung für das Ausland entschieden. Außerdem sei die Erstattungshöhe auf das deutsche Preisniveau begrenzt.

Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen können seit 2004 in EU-Mitgliedstaaten auf Antrag über den Weg der Kostenerstattung in Anspruch genommen werden. Erstattet werden jedoch nur Leistungen nach anerkanntem wissenschaftlichen Stand. Die medizinischen Einrichtungen im Ausland müssen eine entsprechende fachliche Qualifikation vorweisen und einen Versorgungsvertrag mit der jeweiligen Krankenkasse haben. Kein Geld gibt es, wenn in Deutschland zwar andere als die gewünschte, aber ähnlich wirksame Behandlungsalternativen existieren. Bei der Abwägung dieser Entscheidung kann die Krankenkasse den Medizinischen Dienst einschalten. Entscheidend ist also der vorab gestellte Antrag an die eigene Kasse, wenn die Kur nicht vollständig aus eigener Tasche bezahlt werden soll.

Einschließlich der Patienten, die in der Privaten Krankenversicherung sind, und reinen Selbstzahlern geht die Europäische Kommission von fünf Prozent der Deutschen aus, die außerhalb ihrer Heimat medizinische Leistungen nutzen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.