PRO und KONTRA

Das Israelische Kammerorchester demnächst in Bayreuth?

  • Lesedauer: 2 Min.
PRO
Das Isralische Kammerorchester will im kommenden Jahr in Bayreuth ein Konzert mit Musik von Richard Wagner geben. Eine Erstmaligkeit. Schon mehrfach wurde in Israel, von jüdischen Künstlern, der Boykott gegen Wagner gebrochen. Mutig, dass sich die Kammermusiker trotz aufwallendem Bedenken im Lande nicht von ihrem Plan abbringen lassen. Seit jeher ist es allgemeines Gebot des Kunstgenusses, wo nötig, Werk und Schöpfer zu trennen. Wagners Musik ist internationales Kulturgut; der Gebrauch, die Lebenskraft haben es befreit vom Ruch. Und so ist auch Bayreuth unwandelbar ein Zentrum der Spitzenkunst geworden; hier ging Wagner durch Kopf und Gemüt unzweifelhaft humanistischer Künstler aller Welt.

Annäherung, Disput, Versöhnung und Neuordnung vom Beziehungen haben in der Kunst jenen außerordentlichen Raum, der durch nichts zu ersetzen ist. Und der auch nicht verdient, in den Verdacht gebracht zu werden, Ethik und Erinnerung jüdischer Menschen sollten beschämt werden. J.H..

KONTRA
Alles lang her. Vor fast siebzig Jahren. Etwa ein Menschenleben. Millionen von Menschenleben: ermordet. Wer darf angesichts dessen festlegen, wann sogenannte Normalität einzutreten habe und Sensibilitäten abzulegen seien? Deutsche werden noch Weilen ertragen müssen, dass es abwehrende Reaktionen gibt, wenn etwa der Name Wagner in unmittelbare Beziehung zu Israel gesetzt ist. Geschichte ist Lehrstoff, gefühlte Geschichte hat andere Abkühlungszeiten.

Eine Furcht, die sich auf eine lange zurückliegendes Ereignis bezieht, läuft Gefahr, eine Übertreibung genannt zu werden? Zynisch darauf geantwortet: Der Mord an den Juden war die weit schlimmere Übertreibung. Bayreuth ist nach wie vor beleumundet als schandgetränktes Gelände, es war das dröhnend-musische Aufmarschgebiet von Hitler und so vielen, die Nähe zu ihm heute rein historisch betrachten. Verarbeitet. Bewältigt. Mit beruhigender Demokratie getilgt. Stimmt. Aber jeder Israeli hat weiter das Recht, gleichsam selbstbewusst Hemmung zu haben, wenn Wagner naht. A.S.

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