Versunken in der Wüste
Berlinische Galerie zeigt »Susanne Kriemann – GASAG Kunstpreis 2010«
Berlins Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur steht derzeit ganz im Zeichen aktueller Fotokunst. Im Oktober wurde in der Berlinischen Galerie der »Monat der Fotografie« mit »Mutations III« als gemeinsames Ausstellungsprojekt der sieben Partnerstädte des europäischen Fotofestivals mit 1600 Vernissagegästen eröffnet. Der enorme Publikumsandrang galt dabei auch dem 1927 geborenen Fotografen Arno Fischer, der am selben Abend den Hannah-Höch-Preis erhielt. Die Ausstellung Marianne Breslauers, Foto-Pionierin der Moderne, wurde aufgrund großer Nachfrage verlängert und seit November wird mit Nan Goldin eine der bekanntesten zeitgenössischen Fotografinnen präsentiert. Darüber hinaus lädt das Haus zur Besichtigung der Fotoarbeiten von Susanne Kriemann, die mit dem neu profilierten GASAG-Kunstpreis ausgezeichnet wurde.
Künftig vergeben die Berliner Gaswerke den künstlerischen Förderpreis alle zwei Jahre nur noch an jeweils einen Künstler. Zur besseren Unterscheidbarkeit von anderen Kunstpreisen erfolgt zudem eine thematische Ausrichtung auf die Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technik. Die Berlinische Galerie ist vertraglicher Kooperationspartner, stellt Mitglieder der Jury und richtet die Ausstellung des jeweiligen Preisträgers aus.
Susanne Kriemanns Auftakt setzt dabei deutliche und dezente Akzente zugleich. Sie bespielt die als »erste Halle« bezeichnete Ausstellungszone unmittelbar am Eingang des Museums. Der neue Direktor Thomas Köhler betont damit auch den Anspruch des Hauses, im Sinne einer Kunsthalle zu fungieren. In diesem Bereich will der Leiter der Berlinischen Galerie auch zukünftig »ortsbezogene große Arbeiten von Gegenwartskünstlern« ausstellen.
Die 1972 in Erlangen geborene Susanne Kriemann präsentiert eine mehrteilige fotografische Rauminstallation aus reproduzierten Archivalien, darunter Fotos von Agatha Christie und eigenen Arbeiten mit dem Titel »Ashes and broken brickwork of a logical theory« (Schutt und Asche einer logischen Theorie). Abgerundet auslaufende Wände und in Regenbogenfarben changierendes Oberlicht sind dezente Eingriffe der Künstlerin in die nüchtern-museale Präsentation und strenge Ausstellungsarchitektur. Kriemanns Grundthemen sind das Verhältnis von Archäologie zur Moderne, Methoden der Konservierung, die Geschichte der Fotografie und ihre – fragwürdige – dokumentierende Rolle. In dieser Arbeit, so Kriemann, »versinken in der Wüste urbane Räume der Vergangenheit und werden von Archäologen des 20. Jahrhunderts ausgegraben und dann in ein anderes Konservierungssystem hinübergebracht: in das Museum und in die Fotografie.« Es bleibt die Aufgabe der Besucher, die auf akribischen Recherchen und wissenschaftlichen Fragen basierenden Subkommentare sowie zufällig entstandene Zusammenhänge dieser Arbeit zu entschlüsseln. Als hilfreich erweist sich hierbei der zur Ausstellung erschienene Katalog.
Bis 31. Januar 2011, Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124-128, tgl. (außer Dienstag) 10-18 Uhr, Infos im Netz unter: www.berlinischegalerie.de
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.