Schmerzgrenze beim Ölpreis

Experten sehen negative Konjunktureinflüsse ab 120 Dollar pro Barrel

  • Lesedauer: 1 Min.
Der hohe Ölpreis macht Benzin und Heizöl teurer und zieht den Verbrauchern das Geld aus der Tasche. Eine Gefahr sehen die meisten Volkswirte noch nicht, doch die Schmerzgrenze könnte bald erreicht sein.

Berlin (dpa/ND). Wirtschaftsexperten sehen ab einem Ölpreis von etwa 120 Dollar je Barrel negative Auswirkungen auf die Konjunktur. Das geht aus einer Umfrage der »Welt am Sonntag« unter Volkswirten hervor. Die Unruhen in Ägypten hatten in dieser Woche den Preis für die Ölsorte Brent wieder über die Marke von 100 Dollar je Barrel (159 Liter) getrieben. Zuletzt hatte Öl im Oktober 2008 mehr als 100 Dollar gekostet.

Fast alle befragten Experten glauben jedoch, dass die Wirtschaft den aktuellen Preis verkraften kann: »Der Einfluss des Ölpreises wird überschätzt«, sagt Joachim Scheide, Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Wenn er durch die gute Weltwirtschaft getrieben werde, bedeute dies auch, dass deutsche Exporte in die ölproduzierenden Länder steigen. »Man muss sich keine Sorgen um die deutsche Konjunktur machen«, sagt auch Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics. Kritisch wird es nach Ansicht vieler Experten aber, wenn der Ölpreis auf 120 Dollar steigt. Ab dieser Marke rechnen etwa die DZ Bank, die Berenberg Bank oder die NordLB mit negativen Folgen für die Konjunktur. Unicredit-Volkswirt Andreas Rees hält sogar eine noch niedrigere Marke für gefährlich: »Ich glaube, dass die Schmerzgrenze dieses Mal sehr niedrig liegt, bei etwa 110 US-Dollar. Wenn wir dieses Niveau dauerhaft übersteigen, könnten die Kaufkraftgewinne durch den Aufschwung am Arbeitsmarkt schnell aufgefressen werden.«

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.