Tumore gezielt behandeln
Neue Ansätze mit personalisierter Krebstherapie
Die Diagnose Krebs ist für jeden Betroffenen ein schwerer Schlag. Neben den Schmerzen stellt sich zusätzlich noch die Angst vor den zu erwartenden Behandlungsmethoden ein. Bislang konzentrierten sich die Forscher darauf, Medikamente zu finden, die bei möglichst vielen Patienten eine Wirkung entfalten. Heute sollen sie dem einzelnen Patienten ganz individuell angepasst sein und so den Tumor gezielt bekämpfen. Zuvor ist durch einen Pathologen das Erbgut der Tumorzellen zu untersuchen. Er entnimmt Gewebeproben, um ein genetisches Profil zu erstellen. Die DNA der Krebszellen wird nach typischen Veränderungen abgesucht, die sie einzigartig machen – wie zum Beispiel Mutationen. »Wenn in der Tumorzelle das Gen für ein bestimmtes Molekül dann nicht mutiert ist, weiß der Pathologe, dass sein Patient von der zielgerichteten Therapie profitiert«, so Prof. Manfred Dietel, Direktor des Instituts für Pathologie der Charité Berlin.
Als Aushängeschild für zielgerichtete Therapien gilt nach Aussage von Frau Dr. Nicole Jacobi, Internistin und Onkologin der Universitätsklinik Lübeck, das Medikament Imatinib, welches zur Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie (CML) eingesetzt wird. Dieses Imatinib unterdrückt die krankhaft gesteigerte Vermehrung der mutierten Blutstammzellen. Dadurch ist CML eine behandelbare, chronische Erkrankung geworden.
Es gibt weitere Medikamente, die zielgerichtet bei Brust-, Dickdarm- und Lungenkrebs eingesetzt werden. Doch diese sind immer nur in Verbindung mit dem gewebebasierten Test zugelassen. Nur wenn dieser Test zeigt, dass eine individuelle Wirkung gegeben ist, kommt das Medikament zum Einsatz. Trotzdem haben nach Meinung der Experten auch diese neuen Wirkstoffe Nebenwirkungen und machen eine Chemotherapie nach wie vor nicht überflüssig. »Der individuelle Einsatz bestimmter, an den Stoffwechsel des Tumors angepasster Medikamente kann Leben verlängern und einen milderen Krankheitsverlauf ermöglichen«, sagt Prof. Dr. med. Bertram Wiedemann von der Charité Berlin. Mehr nicht. Experten gehen davon aus, dass sich Tumore hinsichtlich ihrer individuellen, genetischen Eigenschaften und ihres jeweiligen Ansprechens auf Medikamente deutlich voneinander unterscheiden. Biomarker – zelluläre Merkmale, die auf einen krankhaften Prozess im Körper hinweisen können – helfen dabei. »Magenkrebs ist nicht gleich Magenkrebs. Jeder Tumor muss individuell betrachtet und demzufolge einzeln therapiert werden«, prognostiziert der Experte für gastrointestinale Tumore. Das ist neu und ein Meilenstein in der Forschung.
Die Kosten für die neuen personalisierten Behandlungsmethoden sind allerdings enorm, für das Medikament Imatinib betragen sie beispielsweise jährlich pro Patient ca. 40 000 Euro.
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