108 Minuten

JURI GAGARIN – DER ERSTE MENSCH IM ALL

Der 12. April 1961 war ein sonniger, warmer Frühlingstag. Wir frühstückten gerade in der Küche, und wie gewöhnlich war das Radio eingeschaltet. Plötzlich erklang nach ein paar feierlichen Akkorden die unverkennbare Stimme Juri Lewitans ... »Achtung! Hier spricht Radio Moskau. Diese Meldung wird von allen Radiostationen in der Sowjetunion gesendet: Das erste Raumschiff der Welt, ›Wostock‹, ist heute von der Sowjetunion aus mit einem Menschen an Bord in einen Orbit über der Erde gestartet worden. Der Kosmonautenpilot des Raumschiffs ›Wostock‹ ist ein Bürger der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Luftfahrtmajor Juri Gagarin.« Mit dieser Erinnerung beginnt Ludmila Pavlova-Marinsky ihre Hommage an Juri Gagarin. Sie war damals ein kleines Mädchen, aber ob dieser Nachricht wie Millionen weltweit enthusiasmiert.

Ein Menschheitstraum hatte sich erfüllt – und erfüllte selbstredend die Menschen in der Sowjetunion mit besonderem Stolz. Ludmila Pavlova-Marinsky begegnete Gagarin kurz nach dessen exakt 108 Minuten währenden Erdumrundung. Auf einem Empfang in Moskau »zu Ehren des ersten Menschen im All« hatten sich ihr Vater, 1. Sekretär des Komsomol, und Gagarin kennengelernt. Aus diesem ersten Treffen erwuchs eine enge familiäre Freundschaft.

Die Autorin stützt sich nicht nur auf persönliche Erinnerungen, sie nutzte vielfältige Archivalien, darunter das Flugprotokoll vom 12. April 1961. Sie berichtet über den Wettlauf zwischen der Sowjetunion und den USA um die »Eroberung« des Kosmos. Nicht nur »Kosmonautenväterchen« Niktia S. Chruschtschow, auch Chefkonstrukteur Sergej Koroljow waren beseelt davon, dass »wir die Erstbezwinger des Weltraums sein müssen«. Und schon im August 1961 folgte Gagarin als zweiter Mensch im All German Titow. Zu jener Zeit befand sich Gagarin auf Welttournee. Jubelnd wurde er überall empfangen, ob in Kanada oder Kuba, Indien oder Japan. »Wie sieht sie denn aus, unsere Erde?«, sei die ihm am häufigsten gestellte Frage gewesen.

Ludmila Pavlova-Marinsky informiert auch über die Schattenseiten des Ruhms. »Mit dem Erreichen des sowjetischen Olymps wurde man automatisch kontrolliert, das Telefon wurde abgehört, in der Wohnung und auf der Datscha wurden Wanzen eingebaut.« Sie lässt wissen, dass es Gagarins sehnlichster Wunsch war, wieder fliegen zu dürfen. Ein »Museumsstück« wollte er nicht sein. Die Autorin diskutiert die diversen Versionen seines Absturzes mit einer MiG am 27. März 1968. Ihr Vater habe bis zu seinem Tod nach dem Piloten der ominösen Su-11 gefahndet.

Ein höchst spannendes Buch. Und liebevolles Porträt.

Ludmila Pavlova-Marinsky: Juri Gagarin – Das Leben.Verlag Neues Leben. 240 S., br., 17,95 €.

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