Abendlicher Auftakt mit Prominenz
Linker Showman Cornel West eröffnet den Reigen
Denn aufs Podium steigen in ein paar Stunden der bis weit in den Mainstream hinein bekannte Professor an der Eliteuniversität Princeton Cornel West, die viel gelesene und zitierte Buchautorin Barbara Ehrenreich sowie Paul Mason, der in der BBC inhaltlich Einiges zu sagen hat, und nicht zuletzt Laura Flanders, die seit Jahren professionelles linkes Fernsehen macht. Ich habe unten ein Youtube-Video angehängt, das diese linke Prominenz mit Wiedererkennungswert zeigt und kurz zu Wort kommen lässt.
Aber die "personality show" ist nicht alles. Weitere Gründe für die zuerwartenden überfüllten Hörsäle ist das gestiegene Interesse enttäuschter junger Obama-Anhänger, die die beiden Parteien der USA sowie die rechtsextreme Tea Party ablehnen und nach Alternativen suchen. Dazu kommen die Hoffnungsschimmer, die die Massenmobilisierungen von Gewerkschaften im Mittleren Westen verbreiten. Auf keinen Fall unerwänht bleiben dürfen diejenigen links gebliebenen „Babyboomers" der 68er-Generation, die das „Left Forum" in monatelanger Vorarbeit mit auf die Beine gestellt haben. Die heute über 60-Jährigen haben den Jungen, die langsam ihre anarchistische Organisationsfeindlichkeit hinterfragen, Einiges an Erfahrung voraus . Aber auch die Alten können - und müssen – sich bei den Jungen Vieles abkucken, Organisierung und Mobilisierung per Internet zum Beispiel. Der tief liegende Hintergrund liegt natürlich und letzten Endes in der Wirtschaftskrise, die die Seifenblase namens "American Dream" zerplatzen lässt.
Die Abendveranstaltung wird wegen des Auftritts von Cornel West zahlreiche Kamerateams und Reporter der Mainstream-Presse anziehen, und das nicht nur wegen seiner markanten Erscheinungsform. Denn West, Professor für afroamerikanische Studien, hat den akademischen Elfenbeinturm verlassen und bewegt sich ziemlich erfolgreich in der amerikanischen Popkultur herum. Zum Beispiel spielte er sich selbst in dem Kino-Kassenschlagern „Matrix Reloaded" und "Matrix Revolution". Den Wahlkampf Barack Obamas 2008 unterstützte er mit grossem Aufwand und Enthusiasmus. Doch inzwischen attestiert er dem US-Präsidenten den „Ausverkauf". Cornel West ist zwar Ehrenmitglied in der grössten sozialdemokratisch-sozialistischen Organisation der USA „Democratic Socialists". Aber ein typisch amerikanischer "Showman" wie er zieht das freischwebende Agitieren vor, Michael Moore nicht unähnlich. Schlecht für die Neuformierung der US-Linken ist Cornel West jedenfalls nicht.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.