Libysche Armee hat AFP-Journalisten in ihrer Gewalt
Zwei Reporter und Getty-Fotograf an unbekannten Ort gebracht
Der 38-jährige britische Reporter Dave Clark und der 45-jährige Schmidt hatten am Freitagabend in einer E-Mail angekündigt, sie wollten in der Nähe von Tobruk Rebellen treffen und Flüchtlinge interviewen. Hamed wollte sie zusammen mit dem 45-jährigen Getty-Fotografen Joe Raedle, der die US-Staatsbürgerschaft hat, am Samstag in das fast 400 Kilometer von Tobruk entfernte Adschdabija fahren, das von Rebellen gehalten wird, aber von Regierungstruppen umschlossen ist.
Dutzende Kilometer vor der Rebellenbastion kreuzte ihr Fahrzeug eine Kolonne von Militärfahrzeugen, wie der Fahrer weiter berichtete. Hamed drehte um, wurde jedoch von den Soldaten verfolgt. Nach einer etwa fünfzig Kilometer langen Verfolgungsjagd schossen die Soldaten in die Reifen und stoppten so die Reporter, wie der Übersetzer Sudki Abdulkarim Dschibril im Radio sagte.
Vier Männer zwangen die Insassen dann nach den Schilderungen des Fahrers mit Waffengewalt, das Auto zu verlassen und sich auf die Straße zu knien, mit den Händen am Kopf. Clark rief den Angaben zufolge »Sahafa, Sahafa«, was Journalist bedeutet. Die Soldaten hätten das Fahrzeug der Reporter angezündet und seien mit ihnen in einem Militärfahrzeug davon gefahren.
Hamed kehrte am Sonntag nach Tobruk zurück. »Wir wissen nicht, wo sie hingebracht wurden. Sie mussten ihre Telefone abgeben, aber nicht ihre Fotoapparate«, sagte der Übersetzer Dschibril.
AFP hatte seit Freitagabend nichts mehr von seinen Mitarbeitern gehört. Clark, der eigentlich in Paris arbeitet, ist seit dem 8. März als Reporter in Libyen im Einsatz, Schmidt seit dem 28. Februar. Der deutsch-kolumbianische AFP-Fotograf hat sein Heimatbüro in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Seit Beginn des Konflikts in Libyen wurden bereits mehrere Journalisten festgenommen. Am Dienstag waren die Fälle von insgesamt sieben noch festgehaltenen ausländischen Journalisten bekannt: Neben der Dreiergruppe waren dies vier Mitarbeiter des arabischen Fernsehsenders El Dschasira.
Am Montag kamen zwei Reporter und zwei Fotografen der »New York Times« wieder frei und konnten nach Tunesien ausreisen. Ein freier französischer Fotojournalist, der in der Region Bengasi arbeitete, meldete sich am Montagabend nach Angaben von Reporter ohne Grenzen bei seiner Agentur, die seit anderthalb Tagen nichts von ihm gehört hatte.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.