Grün-rote Zurückhaltung
Nach dem Sturm auf den Gipfel, kommen für die Grünen in Baden-Württemberg erwartungsgemäß die Mühen der Ebenen. Die ersten Erklärungen zu den künftigen Schwerpunkten in der Bildungspolitik lassen vermuten, dass es zu schnellen und vor allem durchgreifenden Reformen des Bildungswesens kaum kommen wird. Die geplanten Reformen in der Bildungspolitik ließen sich nur Schritt für Schritt realisieren, betonten unisono der designierte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und sein Juniorpartner von der Sozialdemokratie, SPD-Landeschef Nils Schmid. Klar ist zur Zeit nur, dass die Studiengebühren abgeschafft werden sollen.
Interessanterweise halten sich sowohl die Grünen als auch die SPD beim Thema Gemeinschaftsschule bislang bedeckt. Die Erwartungen der Befürworter des längeren gemeinsamen Lernens an die künftige Landesregierung sind groß. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) etwa forderte vor wenigen Tagen Grün-Rot auf, die Anträge auf die Gründung neuer Gemeinschaftsschulen, die von der konservativen Vorgängerregierung nur schleppend bearbeitet wurden, rasch aus den Schubladen zu holen und zu genehmigen.
Dass sich Grüne und SPD bei diesem Thema zurückhalten, hat einen nachvollziehbaren Grund: Man weiß, dass das längere gemeinsame Lernen gegen eine meinungskräftige Gymnasiallobby durchgesetzt werden muss. Dass das schief gehen kann, haben die Grünen in Hamburg erleben müssen, und dort ging es »nur« um die Umwandlung der vierjährigen in eine sechsjährige Grundschule. Wie klein die Schritte von Grün-Rot sein werden, hat Winfried Kretschmann vor wenigen Tagen in einen Interview angedeutet. Gefragt, ob das Land mit Blick auf die Gemeinschaftsschule vor einer Bildungsrevolution stehe, antwortete der ehemaliger Gymnasiallehrer vielsagend: »Wir stehen vor Bildungsreformen.«
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.