Für Ai Weiwei
Salman Rushdie
Nun hat sich auch Salman Rushdie für den verhafteten Ai Weiwei eingesetzt, reiht ihn zu den gedemütigten Ovid, Ossip Mandelstam, Federico Garcia Lorca, allen Samisdat-Wahrheitssagern und Dissidenten, mit Grass, Pinter, Sontag – mit allen, die missliebig wurden, sobald sie für die Freiheit von Individuum und Meinung auftraten.
Der Schriftsteller folgert: »Künstler sind gefährdeter als ihre Werke« (FAZ). Die Angriffe können in Ermordung gipfeln, davor liegen Spott, Verunglimpfung, Repressionen Rushdie, von Extremisten bedroht, weiß, wovon er redet.
Manchem mögen Habitus und jene Performance-Spezifik des Chinesen Ai Weiwei, bei der Kunst und Körper eine besonders provokative Liaison gegen öffentliche Räume eingehen, gar zu grell und dekonstruktiv erscheinen. Von daher gering schätzen, was ihm widerfährt? Hatte staatliche Gewalt je ein sanfteres Einsehen in kritische Kunst, wenn sie denn nur feinsinnig genug war? Feinsinniger als der sowjetische Regisseur Andrei Tarkowski konnte kaum jemand sein, er wurde verboten: »Der Staat hat mir in die Seele gespuckt.«
Der erste chinesische Literaturnobelpreisträger Gao Xingjian seit langem im Exil, der erste chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiabao für Jahre im Gefängnis, Ai Weiwei, des Landes bekanntester Künstler, verhaftet. Ein Kampf zwischen China und dem Westen? Das Gewissen einzig als Ausdruck für die Anerkennung öffentlicher, offizieller Ordnung? Oder als unabhängiges Gericht im Menschen selbst? Ein doch wohl sehr chinesisches Kampffeld. Sabine Stefan
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