Klare Absage an potenziellen Green New Deal
Wachstumsverzicht steht für die Regierungen des Südens – auch für die Linksregierungen Südamerikas – nicht auf der Agenda. Ein »Jenseits des Wachstums« spielt in der praktischen Politik noch keine Rolle, wenngleich in der politischen Rhetorik sehr wohl die Grenzen des Wachstums und die Auswüchse der kapitalistischen Produktionsweise gegeißelt werden und in Ecuadors neuer Verfassung sogar die Natur als Subjekt, das Rechte hat, verankert ist. Ein großer Fortschritt auf dem Papier, über dessen Umsetzung in Ecuador zwischen den traditionellen Vertretern des fossilen Entwicklungsmodells und den Vertretern des »Buen Vivir« (Guten Lebens) heftig gestritten wird.
Statt Streit gab es auf dem Podium »Jenseits des Wachstums: auch im globalen Süden?« Übereinstimmung zwischen dem politischen Aktivisten Vishwas Satgar aus Südafrika und der Umweltschützerin Esperanza Martínez aus Ecuador. Ob der Süden das moralische Recht hat, dem kapitalistischen Wachstumspfad zu folgen, ist für Satgar und Martínez unerheblich: Kapitalistische Entwicklung ist zerstörerisch und der Grüne Keynesianismus nur eine »Mutation«, die keine strukturelle Lösung bringt, waren sich beide einig. Eine eindeutige Antwort, wie der Übergang in eine Postwachstumsgesellschaft zu bewerkstelligen sei, blieben sie eingestandenermaßen schuldig. An solchen Antworten müsse man weiter arbeiten, so Satgar, der Bausteine wie Solidarische Ökonomie, die Natur als Rechtssubjekt und eine kulturelle Revolution weg vom Konsumismus benannte.
Martínez sieht das ähnlich und nannte die Yasuní-ITT-Initative als ein Beispiel dafür, die kapitalistische Logik zu durchbrechen. Ecuadors Regierung ist bereit, auf die Förderung von Öl in einer der artenreichsten Regionen der Welt zu verzichten, wenn Kompensationsgelder fließen. Von den bis Ende 2011 erhofften 100 Millionen US-Dollar sind bisher nur 1,6 Millionen auf dem Treuhandkonto eingegangen. Für Martínez muss das Öl unabhängig von der Kompensationsfrage im Boden bleiben und sie sieht laut Umfragen 70 Prozent der Ecuadorianer dafür auf ihrer Seite. Deswegen fordert sie eine Volksabstimmung über Yasuní-ITT, die von der Regierung Correa noch nicht zugesagt ist. »Wir müssen verrückt sein, um den Irrsinn des Kapitalismus zu durchbrechen«, ist Martínez überzeugt. Beim Attac-Kongress traf sie damit auf Zustimmung. Bei Präsident Rafael Correa dürfte das weit schwieriger sein.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.