Schillernde Meisterwerke aus Glas und Steinen
In Überlingen werden mehr als 100 Mosaiken ausgestellt
Drei Jahre lang hat Überlingen Mosaikkunst aus Europa gesichtet und geordert. Mehr als 100 sakrale und profane Meisterwerke hat die Städtische Galerie zusammenbekommen. Sie können jetzt bestaunt werden.
Überlingen. Wer einen Überblick über die europäische Mosaikkunst sucht, der wird jetzt in der Bodenseestadt Überlingen fündig. Die Städtische Galerie hat innerhalb von drei Jahren mehr als 100 der schillernden Kompositionen aus Marmor und Gold, Glas und Edelsteinen zusammengetragen. Die Zeitspanne ihrer Entstehung reicht vom frühen Christentum bis zur beginnenden Moderne. Manche der rund 100 Exponate sind 1500 Jahre alt – ihre Strahlkraft haben sie nicht verloren. Sie sind bis Oktober zu bewundern.
Als ein Glanzpunkt der Ausstellung gilt das Fragment mit dem Kopf des Apostels Petrus aus den Vatikanischen Grotten. Das Glas- und Steinmosaik entstand zwischen 440 und 450 und blieb nach dem verheerenden Brand der römischen Basilika 1823 als einziges Stück des monumentalen Triumphbogen-Schmucks erhalten. Seine Ausdruckskraft ist verblüffend: Anders als in der Malerei konnten die Mosaizisten neben der Farbe auch mit Form und Beschaffenheit ihrer Materialien spielen. Je nach Lichteinfall erstrahlen die Bildmotive so noch heute in schillernder Lebendigkeit.
»Hier hängt das Beste der Mosaikkunst, das man bekommen kann«, ist der Überlinger Kulturamtsleiter Michael Brunner überzeugt. Er hat das ehrgeizige Projekt initiiert. »Was transportierbar war, haben wir hergeholt.« 17 Wissenschaftler arbeiteten Brunner zufolge an dem Projekt mit, acht davon allein im Vatikan. »Für einzelne Stücke musste Basisforschung betrieben und das Archiv der Dombauhütte des Petersdoms durchforstet werden.«
Zusammen mit der Florentiner Kunsthistorikerin Ottobrina Voccoli, die die Schau mit Kosten im sechsstelligen Bereich konzipiert hat, holte Brunner Leihgaben aus dem Vatikan, Rom, Florenz, London, Berlin, Kassel und Köln an den See. Voccoli selbst spricht von einer »einzigartigen Ausstellung«, weil sie 15 Jahrhunderte Mosaikkunst umfasst. Die kostbaren Exponate wurden eigens für die Reise nach Überlingen restauriert oder gereinigt. Manche Stücke lagen Jahrhunderte lang in Depots und kamen erst durch die Anfrage aus Überlingen wieder zu Ehren. »Diese Ausstellung hat die Gelegenheit gegeben, diese Mosaiken zu erhalten und ihre lebendigen Farben und die ausdrucksstarke Schlichtheit zu zeigen«, betont der Sammlungsleiter der Londoner St. Paul's Cathedral, Simon Carter. Einzelne mittelalterliche Mosaiken aus dem Vatikan werden am Bodensee zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.
»Europäische Mosaikkunst vom Mittelalter bis 1900« ist vom 16. Juli bis 9. Oktober in der Städtischen Galerie Überlingen zu sehen. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr geöffnet, mehr Informationen unter: www.staedtischegalerie.de
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