Jetzt ist Kaiser-Zeit
Magdeburg:
Um Georg Kaiser rankten sich in der Theaterwelt der frühen Weimarer Republik Legenden. Wer ist dieser expressionistische Dramatiker, dessen Name die Spielpläne der deutschen Bühnen bestimmte? Rund 15 Kaiser-Dramen kamen allein zwischen 1917 und 1920 zur Uraufführung. Schrieb er sie allein? Wie konnte einer so produktiv sein? Die Landesliteraturtage in Sachsen-Anhalt erinnern nun vom 17. bis 24. September an die »Kaiser-Zeit« in der Weimarer Republik.
Das Rätsel um seine Person löste Kaiser (1878-1945) schließlich selbst – vor Gericht. Dort musste der Schriftsteller 1920 erscheinen, die Münchner Justiz warf ihm Unterschlagung und Betrug vor. In dem vielbeachteten Prozess soll Kaiser sich mit den Worten verteidigt haben: »Ich durfte nie rasten, denn ich hatte Verpflichtungen zu erledigen. Und diese geldlichen Verpflichtungen wurden mit der Anstoß, meine Begabung zu steigern und fruchtbar zu machen und das ist das Gute daran gewesen!«
Für Kaisers Vielschreiberei gab es also vor allem einen Grund: der gefeierte Autor war pleite. Und das notorisch. Obwohl er bis 1933 neben Gerhart Hauptmann der meistgespielte Dramatiker auf deutschen Bühnen war, lernte er mit Geld Zeit seines Lebens nicht umzugehen.
Auf den Bühnen der Weimarer Zeit durften seine Stücke nun nicht mehr fehlen. Große Beachtung fand etwa das Drama »Von morgens bis mitternachts», das jetzt bei den Landesliteraturtagen in Magdeburg gezeigt wird. Das Stück schildert den vergeblichen Versuch eines Bankkassierers, aus der Monotonie seines Daseins auszubrechen.
Am 6. Juni 1945, kurz nach der Kapitulation Hitlerdeutschlands, starb Georg Kaiser vereinsamt und verarmt im Exil in Ascona. dpa
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