Medikament nach Maß
Hersteller wollen Arzneiwirkung perfektionieren
Medikamente sollen Krankheiten heilen oder zumindest lindern. Darauf ist jedoch in rund zwei Dritteln der Fälle kein Verlass. »Bei zehn Prozent der Patienten lösen sie sogar schwere Nebenwirkungen aus«, so Uwe Heinrich vom Fraunhofer Institut für Toxikologie und experimentelle Medizin in Hannover. Ein grundlegendes Dilemma der Pharmaforschung. Doch damit Arzneimittel gezielt wirken, müssen sie an bestimmten molekularen Strukturen in den Körperzellen oder im Blut ansetzen. Die sind allerdings nicht bei jedem Patienten gleich. Genetisch bedingte Unterschiede im Stoffwechsel bestimmen die Wirksamkeit der Medikamente im Körper. »In Studien müssen wir Patientengruppen herausfiltern, die gut auf Arzneimittel ansprechen«, sagt Siegfried Throm. Andererseits gelte es, Nebenwirkungen möglichst zu verhindern, so der Geschäftsführer vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) in Berlin. Dabei dürfen geschlechtsspezifische Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen nicht außer Acht gelassen werden. Die unterschiedlichen Hormone etwa beeinflussen die Blutgerinnung. Auch die Haut und das Herzkreislaufsystem reagieren geschlechtsspezifisch entsprechend anders auf bestimmte Wirkstoffe.
Für den VFA steht damit fest: »Ist ein Medikament für Männer und Frauen vorgesehen, muss es auch an Patienten beiderlei Geschlechts erprobt werden«. Das schreibt das deutsche Bundesarzneimittelgesetz auch seit 2004 vor. Im Durchschnitt vergehen allerdings zehn Jahre, bis ein neues Medikament auf den Markt kommt. Es dauert also noch, bevor die Packungsbeilagen über die unterschiedliche Wirkungsweise Auskunft geben. Renate Wolf-Götz
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