Bildungsrauschen

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Lehre als Stiefkind der Universität

Infolge doppelter Abi-Jahrgänge und abgeschaffter Wehrpflicht wird es zum Wintersemester an den Hochschulen eng. Laut Studie des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) befürchten Professoren nun einen weiteren Qualitätsverlust. Auf www.zeit.de vom 26. September 2011 unter »Der Irrtum der Professoren« (bit.ly/qisMB5) ist für Jan-Martin Wiarda diese »Gleichung von mehr Masse gleich weniger Klasse nicht so eindeutig. Die Gefahr für die wissenschaftliche Qualität, sagt Christian Berthold vom CHE, sei nicht eine vielfältiger werdende Studierendenschaft. Das Problem seien die Professoren, die diese neue Vielfalt als Defizit sehen.« Nach Ulrike Senger vom Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung an der Universität Hamburg »kommt es nicht auf die vermeintlich besten Studienanfänger sondern auf die besten Absolventen an. Diese in ihrer Entwicklung zu fördern wie zu fordern liegt in den Händen der Professoren.« Auch im Netz ist man unzufrieden mit der Haltung vieler Professoren.

Für kinnas ist es eine »Frage des Anreizes: »Ein Professor wird eben nicht für besonders gute Absolventen belohnt, sondern für besonders viele gute Veröffentlichungen. Lehre ist Pflichtteil, der den wenigsten Professoren Spaß bereitet.« Timm aus der Ferne findet »dass die Lehre in vielen Hochschulen katastrophal unterbewertet wird und für die Karriere von Hochschul-›Lehrern‹ kaum eine Rolle spielt«, widerspricht aber »den fehlenden Anreizen. Auch Prof's profitieren von den erfolgreichen Absolventen, die eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen. Denn erstens gelten die in der Fachwelt als ›ihre‹ Leute, zweitens benötigen sie selbst kompetente Mitarbeiter für eigene Forschungsprojekte.«

Jürgen Hubert meint: »Nicht optimale Studenten zu unterstützen würde Aufwand bedeuten, und dieser Aufwand würde Zeit und Ressourcen von der Forschung und der Drittmittelakquise wegnehmen – das Einzige, das der Karriere eines Professors dienlich ist. Lehre ist ungeliebte Pflichtübung – nicht und nicht weniger.« ZEITvernichtung »glaubt, dass das Bachelor/Master-System eine der Ursachen ist. Als ich mein Vordiplom/Diplom machte, waren es Prüfungen am Ende einer längeren Phase. Diese erforderten ausgiebige Vorbereitung und zwangen mich, mich ein ZWEITES MAL mit den Vorlesungen zu beschäftigen. Erst durch Wiederholung und dem zeitlichem Abstand verstand ich die Inhalte wirklich. Heute wird direkt am Ende des Semesters geprüft, die Studenten haben weder Zeit zur Vorbereitung noch dafür, die Inhalte im Hinterkopf arbeiten zu lassen. Früher konnte man auch im ersten Semester recht anspruchsvolle Klausuren schreiben lassen; dies half den Studenten, sich von der Schule auf die Uni umzustellen. Heute geht das nicht so gut, weil jede Note zählt.«

Lena Tietgen

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