Bauernopfer

Olaf Glaeseker / Gegen den Ex-Sprecher von Bundespräsident Wulff wird derzeit ermittelt

Er musste gehen, weil der erste Mann im Staat fest an seinem Stuhl klebt. Olaf Glaeseker ist ein Bauernopfer in der Kredit- und Medienaffäre von Bundespräsident Christian Wulff. Die Entlassung erfolgte kurz vor Weihnachten, pünktlich zum Fest also noch ein ganz besonderes Geschenk vom Chef. An diesem Donnerstag machte die Staatsanwaltschaft Hannover dann Ernst: Auf ihre Anweisung wurden das Wohnhaus von Glaeseker in Niedersachsen und seine Wohnung in Berlin durchsucht. Der Vorwurf: Der ehemalige Sprecher des Bundespräsidenten soll eine Veranstaltungsreihe aus Gefälligkeit gefördert haben und dafür mit Umsonst-Urlauben »belohnt« worden sein. Gestern hieß es, gegen Glaeseker, der aus der Studentenstadt Oldenburg stammt, bestehe zunächst nur ein Anfangs- und kein dringender Tatverdacht.

Die Beziehung des einstigen Journalisten Glaeseker zu Wulff war eng. So eng, dass sich der Bundespräsident auf die Formulierung verstieg, er und Glaeseker seien »siamesische Zwillinge« Ohne den Medienprofi hätte es Wulff, der aufgrund von Wahlniederlagen einst als »Loser« verspottet wurde, wohl nicht ganz nach oben geschafft. 1999 wurde Glaeseker zum Sprecher der niedersächsischen CDU. Die Bezeichnung »Sprecher« ist dabei etwas untertrieben, vielmehr war der frühere Leichtathlet wichtigster politischer Berater von Wulff. Noch lange bevor der als erster Mann im Staat mit seiner zweiten Frau Bettina über rote Teppiche stolzierte und für schicke Bilder in den Gazetten sorgte, brachte ihn Glaeseker gekonnt in den Medien unter. 2003 dann der ersehnte Erfolg: Wulff wurde Ministerpräsident - und Glaeseker, der »Macher«, Regierungssprecher. Ab 2008 durfte er sich zusätzlich Staatssekretär nennen. Nach der Wahl Wulffs zum Präsidenten wechselte auch Glaeseker nach Berlin.

Sein eigener beruflicher Aufstieg war also unmittelbar mit dem von Wulff verknüpft. Jetzt ist es sein Abstieg. In der Bestechungsaffäre kann Glaeseker nicht mit der Hilfe seines »Zwillings« rechnen. Der kämpft selbst ums Überleben. Mittlerweile sieht es so aus, als könne Wulff sich retten - während Glaeseker untergeht.


Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.