Paradies für Finanz-Wespen

Internationale Investoren haben den deutschen Immobilienmarkt entdeckt. Das werden die Mieter zu spüren kriegen

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Schlechte Nachrichten für Mieter in Deutschland: Die Angst vor der Krise treibt internationale Fonds und Investoren auf den hiesigen Immobilienmarkt. Die Folge sind steigende Preise für Häuser sowie Eigentumswohnungen und höhere Mieten.
Solche Häuser sind für Investoren weniger interessant.
Solche Häuser sind für Investoren weniger interessant.

Die Preise für Immobilien zeigen seit Monaten in eine Richtung - nach oben. Lag der Anstieg der Häuserpreise in Deutschland jahrelang unterhalb der Steigerungsraten für andere Geldanlageprodukte, so hat sich dieser Trend im vergangenen Jahr umgekehrt. Ein Bericht der Bundesbank meldet für 2011 einen Auftrieb bei den Preisen für Wohnimmobilien von 5,5 Prozent. Und das ist nur ein Durchschnittswert für das gesamte Bundesgebiet, hauptsächlich in Ballungsräumen mit knappem Wohnungsangebot wie München und Hamburg legten die Preise noch rasanter zu. In den größeren Städten ab 500 000 Einwohnern stiegen die Preise für Reihenhäuser und Eigentumswohnungen um durchschnittlich sieben Prozent. Diese Zahlen mögen auf den ersten Blick unscheinbar erscheinen, aber damit liegt das Preiswachstum mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Und würde sich die Entwicklung annähernd fortsetzen, könnten die Immobilienpreise bis 2017 um mehr als ein Drittel zulegen. Was dann der Preissteigerungsrate in den USA entsprechen würde, bevor im Sommer 2007 dort die Immobilienblase platzte und die weltweite Banken-Finanz- und Wirtschaftskrise auslöste.

Damit kommt erstmals seit Jahren richtig Bewegung in den deutschen Markt, der sich bislang im internationalen Vergleich noch durch mäßiges Wachstum ausgezeichnet hatte. Branchenkenner erklären den Preisauftrieb mit mehreren Faktoren. Da sind die Häuslebauer, welche die supergünstigen Zinsen für ihr Eigenheim nutzen, und da sind Bundesbürger, die ihr Erspartes in Sicherheit vor der Inflation bringen wollen. Die Bundesbank führt dagegen die anziehenden Preise hauptsächlich »auf den kräftigen Konjunkturaufschwung« zurück.

Die Liebe zu den eigenen vier Wänden mag in Deutschland ungebrochen sein, doch zum jüngsten Preisanstieg von Wohnimmobilien dürften Häuslebauer wenig beigetragen haben. Als Preistreiber agieren nach Ansicht der Experten des Forschungsinstituts Empirica vor allem Investoren, die auf der Suche nach sicheren und doch lukrativen Geldanlagen sind. Und die strömen vor allem aus dem Ausland herein, hat Immobilienexperte Rainer Zitelmann festgestellt. So werden beispielsweise in Berlin über die Hälfte aller Immobilien an ausländische Investoren vor allem aus Italien, Russland und Frankreich verkauft.

Rund um den Globus ist mehr als genug Geld vorhanden, das nach sicheren Renditen Ausschau hält. Für klassische Sicherheitsanlagen wie Bundeswertpapiere oder Unternehmensanleihen von Konzernen liegt die Verzinsung heute oft unterhalb der Inflationsrate. Das macht die vermeintlich sichere Geldanlage in einem vermeintlich sicheren Land mit nie-driger Inflation wie Deutschland hoch attraktiv.

Dazu kommt, dass der deutsche Immobilienmarkt trotz des jüngsten Booms von spekulativen Übertreibungen wie in Spanien, Großbritannien oder China noch weit entfernt ist. Da sich die Wohnimmobilienpreise von Anfang der neunziger Jahre bis zum vergangenen Jahr im bundesweiten Durchschnitt kaum nach oben bewegten, zielten hierzulande Investoren und Fondsgesellschaften vor allem auf die Mietrendite, also den Gewinn, der von den Mietzahlungen der Wohnungsmieter übrig bleibt. Der gilt aber in Deutschland mit etwa fünf Prozent als vergleichsweise gering. Nun kommt zu diesem Zins noch eine beträchtliche Steigerung des Hauspreises. Alles zusammen macht den deutschen Immobilienmarkt zu einem süßen Paradies für Finanz-Wespen. Viele Mieter werden deren Stiche in den kommenden Jahren zu spüren kriegen.

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