Blick durchs Schlüsselloch
Dänische Studie untersucht steigenden Salzverbrauch
Jeder Däne nimmt täglich zwischen sieben und elf Gramm Salz zu sich, wobei der Verbrauch bei Männern am höchsten liegt. Dass die Salzeinnahme den Blutdruck beeinflusst, ist eine alte Weisheit und deshalb lautet das gängige ärztliche Urteil zu diesen Mengen: Viel zu viel! Aber wo liegt die Grenze und was kann getan werden, den Verbrauch zu senken? Zwei dänische Ärzte, Hans Ibsen und Torben Jørgensen, wollten die Frage beantwortet wisse.
Insbesondere in den USA, Großbritannien und Finnland hat man sich intensiv mit dieser Frage beschäftigt und herausgefunden, dass die tägliche Salzeinnahme fünf Gramm nicht übersteigen sollte. Bei dieser Einnahme sinkt der Blutdruck um etwa drei mmHG und reduziert das Risiko für Thrombosen und Herz-Kreislauf-Krankheiten um zehn bis fünfzehn Prozent. Auf dänische Verhältnisse umgerechnet hieße dies: Rund 2500 Personen blieben pro Jahr von diesen Krankheiten verschont. Das ist eine hohe Zahl. Andere mögliche Krankheitsfolgen zu hohen Salzkonsums sind Nierensteine oder Magenkrebs. Eine amerikanische Studie geht sogar soweit, die überhöhte Salzeinnahme mit den Gefahren des Rauchens zu vergleichen.
Während Rauchen aber bewusste Handlungen verlangt, ist es für den Verbraucher ungleich schwerer zu erkennen, wo die größten Salzrisiken lauern. Einige Lebensmittel sind leicht als Übeltäter zu identifizieren. Dazu gehören Chips, Peanuts, Fertiggerichte sowie Käse- und Wurstaufschnitt. Andere sind für die meisten Verbraucher eher eine Überraschung, und dazu zählen Brot, Pizza und Frühstücksprodukte. Letztere sind auf der Liste, weil sie in großen Mengen gegessen werden. Für die Lebensmittelindustrie ist der Zusatz von Salz eine Notwendigkeit, um eine lange Haltbarkeit zu garantieren, das beachten Verbraucher leider wenig.
Um die Verbraucher besser zu informieren, wurde 2011 in Dänemark die sogenannte Schlüsselloch-Markierung eingeführt. Produkte, die diesen staatlichen Qualitätsstempel bekommen wollen, müssen die Bedingungen für den maximalen Salzinhalt erfüllen. Problematisch ist, dass bei vielen Produkten anstelle von Salz der Begriff Natriumchlorid verwendet wird. Chemisch ist das zwar korrekt. Es ist allerdings zu befürchten, dass nicht alle Verbraucher in der Kaufsituation dieses Wort aus dem Schulunterricht sofort mit dem Salz gleichsetzen. Dazu kommt, dass die so angegebenen Mengen mit dem Faktor 2,5 multipliziert werden müssen, um zum korrekten Salzinhalt zu kommen. Ganz undurchschaubar wird es für den Konsumenten, wenn die Angabe in Mol erfolgt. Ein halbes Mol Natriumchlorid klingt sehr unschuldig, aber dahinter verbergen sich 29,25 Gramm Salz. Kein Wunder also, dass die Bevölkerung im Großraum Kopenhagen wöchentlich 14 Tonnen Salz zu viel isst.
Den dänischen Gesundheitsbehörden steht die große Aufgabe bevor, einerseits die Lebensmittelindustrie zu veranlassen, gesündere Produkte zu entwickeln, und andererseits die Bevölkerung ausreichend zu informieren. In Finnland, so der Mediziner Hans Ibsen, ist es durch umfangreiche Kampagnen gelungen, die Verbraucher auf das Problem aufmerksam zu machen und den Salzverbrauch zu senken.
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