Piraten fischen Wähler weg

Nichtwähler sind die großen Gewinner an der Saar

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Viele Wähler im Saarland haben ihr Kreuz bei einer anderen Partei als noch 2009 gemacht oder blieben der Wahl gleich ganz fern. Die Piraten profitierten davon und konnten nicht nur bei der politischen Konkurrenz auf erfolgreichen Beutezug gehen.

Nach der Wahl am Sonntag darf sich eigentlich nur eine Partei als richtiger Sieger fühlen: Die Piraten, die mit 7,4 Prozent erstmals in den Saarbrücker Landtag einziehen. Gleichzeitig konnte eine Gruppe zulegen, über welche sich keine Partei freuen durfte. Die Gruppe der Nichtwähler macht mit 38,4 Prozent der Stimmberechtigten den inoffiziellen Sieger beim Urnengang aus. Eine Analyse von Infratest dimap zur Wählerwanderung ergibt, dass alle bisher im Landtag vertretenen Parteien Teile ihrer Anhängerschaft an diese Gruppe verloren haben.

Mit 17 000 verlorenen Stimmen trifft es die LINKE hier mit Abstand am härtesten. Viele Federn lassen musste auch die CDU, die gegenüber der Wahl 2009 etwa 12 000 Stimmen an die Nichtwählerschaft verlor.

Einen regelrechten Exodus erlebte die FDP. Die Liberalen mussten an alle anderen Parteien insgesamt 31 000 Wähler abgeben und noch einmal 9000 weitere frühere Unterstützer blieben der Stimmabgabe fern. Trotz Zugewinn hat die SPD ihr Ziel deutlich verfehlt hat, stärkste Kraft im Saarland zu werden, kann sie sich aber damit trösten, immerhin 7000 Wähler aus den Reihen der CDU überzeugt zu haben.

Große Freude dürfte dagegen bei der Piratenpartei herrschen: Sie punktete nicht nur unter den Erstwählern, wo sie mit 25 Prozent das zweitbeste Ergebnis einfahren konnte. Gleichzeitig konnten die Freibeuter von allen anderen bisher im Landtag vertretenden Parteien Wählerstimmen hinzugewinnen. Besonders deutlich waren die Verluste für die LINKE. Die Genossen verloren rund 7000 enttäuschte Wähler an die Piratenpartei. Über die Gründe könnte eine Betrachtung der wahlentscheidenden Themen einen Hinweis liefern. So gaben bei Nachwahlbefragungen 40 Prozent der Piratenwähler an, die Partei aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit gewählt zu haben.

Zwar fordern die Freibeuter von der Saar in ihrem Wahlprogramm einen gesetzlichen Mindestlohn und bessere Bedingungen für Leiharbeiter, doch im eigenen Wahlkampf dominierten eher die Themen Bildung und Netzpolitik. Letzteres war nur für ein Viertel der Anhänger das entscheidende Kriterium. Nicht ungelegen dürfte den Piraten dabei die Enttäuschung vieler Saarländer über die gescheiterte Jamaika-Koalition gekommen sein. Aus dem Regierungslager konnte die Partei insgesamt 11 000 Wähler für sich begeistern.

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