Im Osten geht die Sonne unter
Schließung von First Solar kostet 1200 Arbeitsplätze
Es ist die zweite Hiobsbotschaft für Ostdeutschlands Wirtschaft innerhalb weniger Tage. Erst vor zwei Wochen hatte der Bitterfelder Photovoltaik-Produzent Q-Cells mit seinen mehr als 2000 Mitarbeitern Insolvenz anmelden müssen. Bereits im Dezember 2011 hatten mehr als 300 Greifswalder bei der Solon-Pleite ihre Jobs verloren. Nun trifft es die rund 1200 Angestellten von First Solar in Frankfurt an der Oder. Im Herbst soll das letzte Dünnschichtmodul die Werkshallen verlassen. Dann ist Schluss. Hoffnung auf einen Weiterbetrieb der hochmodernen Anlagen hat niemand. Obwohl die Beschäftigten bereits seit März in Kurzarbeit sind, zeigte sich Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Mittwoch überrascht von der Entscheidung des US-Konzerns. Nun soll eine Transfergesellschaft die Mitarbeiter auffangen und in neue Jobs vermitteln. Kaum einer von ihnen wird wohl im strukturschwachen Brandenburg bleiben.
Zur Begründung für die Schließung verwiese Solar-First-Boss Mike Ahearn auf den Preisverfall in der Solarbranche und die geänderten Förderbedingungen Deutschland. Die Bundestag hatte im März mit schwarz-gelber Mehrheit die Kürzung der Solarförderung um 20 bis 30 Przent
Die deutsche Solarbranche steckt in der Krise. Seit Jahren kämpft man mit Überkapazitäten und dem daraus resultierenden Preisverfall. Das ist besonders tragisch für die neuen Länder. Östlich der Elbe hatte man verstärkt auf die vermeintliche Zukunftsbranche gesetzt und die Firmen mit Subventionsmillionen gelockt. Nicht ganz erfolglos, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt: Derzeit arbeiten 14 500 Menschen in der ostdeutschen Solarindustrie.
Auch im Standort Frankfurt an der Oder stecken 67 Millionen Euro an staatlicher Subventionsförderung. Derzeit ist noch unklar, wie viel der amerikanische Mutterkonzern davon zurückzahlen muss. Die 45 Millionen für das erste Werk können die Amerikaner offenbar behalten, wenn der Standort erst nach dem Sommer schließt - behauptet zumindest First Solar. Die 22 Millionen für das erst 2011 eröffnete zweite Werk muss man hingegen zurückzahlen. Erste Andeutungen aus dem brandenburgischen Wirtschaftsministerium lassen vermuten, dass das Land aber noch mehr zurückfordern könnte.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.